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Klinsmann wirft den
Huth in den Strafraum

WM-Test: Abwehrspieler bekommt Bewährungschance

Köln (dpa). Nach dem Ausfall von Christoph Metzelder schlägt in Paris die Stunde des umstrittenen Dauer-Reservisten Robert Huth. Im Duell der deutschen Wackel-Abwehr mit den französischen Weltklassestürmern setzt Bundestrainer Jürgen Klinsmann erstmals seit dem Confederations Cup im Abwehrzentrum wieder auf den 21 Jahre alten England-Legionär.

In Mittelfeld und Angriff verzichtet Klinsmann auf Experimente, der WM-Block um Kapitän Michael Ballack soll am Samstag (21.00 Uhr/ZDF) für den positiven Jahresabschluss sorgen. »Das Spiel wird eine große Aufgabe für die Abwehrspieler, aber wir müssen insgesamt als Mannschaft ganz anders auftreten als zuletzt in der Türkei«, appellierte Assistenztrainer Joachim Löw ans Kollektiv, das auf der Reise von zwei eigenen Sicherheitskräften begleitet wird.
Nachdem Klinsmann und die Nationalspieler im Mannschaftshotel die drei Stürmer-Tore von Nicolas Anelka, Djibril Cissé und Superstar Thierry Henry bei Frankreichs 3:2-Erfolg gegen den WM-Teilnehmer Costa Rica am Fernseher verfolgt hatten, forcierte Klinsmann nochmals die Defensivarbeit.
Vor der Abwehrkette mit Arne Friedrich, Mertesacker, Huth und Marcell Jansen soll eine Mittelfeldreihe mit den Bayern-Profis Ballack, Sebastian Deisler und Bastian Schweinsteiger sowie dem Ex-Münchner Torsten Frings im Zusammenwirken mit den Spitzen Klose und Lukas Podolski die Franzosen schon im Spielaufbau mit extremem Pressing stören. »Wir müssen schon im Mittelfeld viel Präsenz, Aggressivität und Körperkontakt zeigen, um Pässe in die Spitze zu vermeiden«, forderte Löw, der sich aber keinen Illusionen hingab: »Wenn wir die Franzosen ihren Ball spielen lassen, kriegen wir garantiert große Schwierigkeiten.«
Das Duo Mertesacker/Huth hat zudem im Zusammenspiel die meiste Erfahrung. Von sieben gemeinsamen Länderspielen verloren sie nur eines gegen Brasilien im Confed-Cup-Halbfinale (2:3), kassierten aber im Schnitt immerhin 1,7 Gegentore. Und nun kommt die Prüfung gegen die französischen Angreifer Henry und David Trezeguet, die Mertesacker selbst beinahe ehrfürchtig als »Traumsturm« bezeichnet. »Da haben wir einiges zu tun, um diese Asse zu stoppen.«
Als letzte Hoffnung, den pfeilschnellen Henry und den »Knipser« Trezeguet zu stoppen, gilt Jens Lehmann. Der Vereinskollege von Arsenal-Angreifer Henry steht zwei Tage nach seinem 36. Geburtstag in Paris womöglich schon vor seiner ultimativen WM-Chance. Lehmann selbst glaubt allerdings nicht an ein schnelles Ende der Torwart-Rotation: »Klinsmann hat gesagt, er will sich erst kurz vor der WM entscheiden.«
So wollen sie spielen: Lehmann - Friedrich, Mertesacker, Huth, Jansen - Deisler, Frings, Ballack, Schweinsteiger - Klose, Podolski

Artikel vom 11.11.2005