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»Ohne Erinnerung gibt es
keine friedliche Zukunft«

Schlänger gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt

Schlangen (He). Mit der Mahnung, sich gemeinsam für eine friedliche Zukunft der Völker einzusetzen, wurde am Sonntag auch in der Gemeinde Schlangen zum Volkstrauertag der unzähligen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Gedenkveranstaltungen fanden am Vormittag an den Ehrenmalen in Oesterholz, Kohlstädt und Schlangen statt. Auf dem jüdischen Friedhof in Schlangen hielt Pastor Dr. Thomas Friebel eine Andacht.

In Kohlstädt eröffnete der Spielmannszug des Schützenvereins unter der Leitung von Manfred Richts die Veranstaltung mit dem Flötenspiel »Die beste Zeit im Jahr ist mein« (Melchior Vulpis). Anschließend betonte Bürgermeister Thorsten Paulussen: »Trotz einer Jahrtausende alten Geschichte hat es die Menschheit noch immer nicht geschafft, auf Gewalt zu verzichten.« Im Gegenteil, die Mittel, die im Krieg eingesetzt würden, seien immer weiter verfeinert worden. Dies mache deutlich, wie wichtig ein solcher Volkstrauertag sei.
»Gerade für Generationen, die es nicht selbst erlebt haben, die allenfalls darüber lesen können, ist es wichtig, dass die Geschichte aktuell bleibt, dass sie nicht in Vergessenheit gerät«, unterstrich die stellvertretende Bürgermeisterin Edith Dröge am Ehrenmal in Schlangen. 55 Millionen Menschen seien Opfer des Zweiten Weltkrieges geworden. Elf Millionen Deutsche hätten sich in Kriegsgefangenschaft befunden. 14 Millionen Deutsche seien in den letzten Kriegsmonaten aus ihrer Heimat vertrieben worden.
Heute stünden neue Entscheidungen an: »Wie wehren wir uns gegen den Terror? Mit welchen Mitteln soll Frieden im Nahen Osten hergestellt werden?« Dröge: »Wir sind alle Teil einer multikulturellen Gesellschaft, die vom gegenseitigen Verständnis und Akzeptanz lebt. Wie wertvoll es ist, sich für ein friedliches und gerechtes Miteinander in unserer Gesellschaft einzusetzen, müssen wir vor allem an unsere Kinder und Jugendlichen weitergeben.«
Bereits am Samstag hatten Fritz Weitner, erster Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins, zweite Stellvertreterin Marita Plugge und Helmut Mehrmann (Initiative ehemaliger Haustenbecker) einen Kranz am Gedenkstein in Haustenbeck niedergelegt. Die Briten hatten dies trotz einer bestehenden Sperre der Senne ermöglicht. Weitner: »Dafür sind wir sehr dankbar.«
Am Sonntag in Oesterholz betonte Weitner: »Die Fähigkeit und Bereitschaft, um die Toten zu trauern, auch zur kollektiven Trauer in der Lebens- und Schicksalsgemeinschaft, ist ein untrennbarer Teil der Würde des Menschen. Ohne die Erinnerung an die schrecklichen Irrwege der Vergangenheit gibt es keine Versöhnung und keine gemeinsame friedliche Zukunft.« Weitner rief dazu auf, »nicht gegeneinander zu sterben, sondern miteinander zu leben.«

Artikel vom 14.11.2005