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Polstermöbler
fallen hart

Beschäftigung weiter rückläufig

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Die deutsche Polstermöbelindustrie schlägt derzeit hart auf. Billigimporte aus Asien und eine zurückhaltende Konsumneigung hierzulande machen der Branche schon seit Jahren schwer zu schaffen. Auch das erste Halbjahr 2005 verlief enttäuschend.
Verbandsvorsitzender Dirk-Walter Frommholz.

»Die wirtschaftliche Lage ist unverändert angespannt«, sagte der Unternehmer Dirk-Walter Frommholz (57), Vorsitzender des Verbandes der deutschen Polstermöbelindustrie, gestern in Bielefeld. Zwar sei der Umsatz von Januar bis Juni 2005 leicht gestiegen - vor allem bei der Sitzmöbelindustrie errechneten die Statistiker ein Umsatzplus von 12,5 Prozent. »Dies ist aber nur die halbe Wahrheit«, betonte Frommholz. Denn der überwiegende Teil dieser positiven Entwicklung sei auf »branchenfremde Produkte« wie Flugzeug- oder Fahrzeugsitze zurückzuführen. Sie machten fast 60 Prozent der gesamten Sitzmöbelindustrie aus. Ohne Flugzeug- und Autositze sehe die Situation aber dramatisch aus. Die Zahl der Beschäftigten habe um gut sieben Prozent abgenommen. Insgesamt zählt die Branche deutschlandweit 40000 Beschäftigte in 277 Herstellerbetrieben.
»Gerade im unteren Preissegment wächst der Importdruck auf die Hersteller in Deutschland«, sagte Frommholz. »Diese Unternehmen werden wohl vom Markt ganz verschwinden«, befürchtet Verbands-Hauptgeschäftsführer Dr. Lucas Heumann.
Abgesetzt von dieser Entwicklung hätten sich überwiegend Hersteller im Premiumbereich. Sie konnten sich Dank einer »gezielten Innovations- und Qualitätsoffensive« mit einem Umsatzplus von vier Prozent von der allgemeinen Konsumzurückhaltung abkoppeln.
Qualität, Design und Service: Das sind nach Angaben von Frommholz die wichtigsten Erfolgsfaktoren. »Auf diese Stärken müssen wir uns besinnen.« Die Unterschiede in der Qualität von in Deutschland und in Asien gefertigten Möbeln müssten dem Verbraucher klar gemacht werden. Zudem sei es notwendig, die Exportquote von derzeit 15 Prozent auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen.
Auch für die Möbelstoffindustrie verliefen die Monate Januar bis August enttäuschend. Diese Branche musste einen Umsatzrückgang von 8,5 Prozent hinnehmen. Aber auch hier greift der Verbraucher immer öfter zu höherwertiger Ware, sagte Hubert L. Günther vom Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie gestern. »So ist der Preis etwa für Velours trotz rückläufigen Umsatzes sogar leicht gestiegen.«

Artikel vom 11.11.2005