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Slapstick und
Swing erinnern
an Glanz-Trio

»Rat Pack« im Januar in Bielefeld

Von Thomas Albertsen
London/Bielefeld (WB). Vorsicht, Nebenwirkungen: Nachdem Robbie Williams die »Rat Pack«-Show im Savoy Theater des Londoner Westends genossen hatte, fühlte er sich dazu berufen, in die Fußstapfen von Frank Sinatra zu treten und ein Swing-Album aufzunehmen. Wer weiß, ob die Bielefelder nach dem 10. und 11. Januar 2006 auch »something stupid« anstellen, denn das »Rat Pack« ist im Anmarsch auf den Teutoburger Wald!

Was Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr. nie schafften, nämlich in Ostwestfalen auf der Bühne zu stehen, wird ihren Epigonen Chris Mann, Mark Adams und Clayton Cornelious vergönnt sein. Schließt man die Augen und lauscht ihnen, meint man, das Original zu hören. Und Mark Adams sieht mit seiner Dean-Martin-Perücke seinem Vorbild zum Verwechseln ähnlich.
Dass die Zuschauer in der Stadthalle sich nicht lange in Bielefeld wähnen, sondern ins Las Vegas der Sechziger versetzt fühlen werden, ist garantiert. Nahezu perfekt scheint die Illusion des Sand's Casinos zu sein. Die Showtreppe ist glamourös - und die fünfzehnköpfige Big Band sowie die Berelli Sisters, die nicht nur gut tanzen können, sondern darüber hinaus auch fantastische Stimmen haben, nehmen ihr Publikum auf eine Zeitreise mit.
»Rat Pack - live from Las Vegas« ist ein Musical auf der populären Welle, verstorbenen Stars Tribut zu zollen und sie (nicht immer zur Freude der Fans) wieder zum Leben zu erwecken. Ein gemeinsames Bühnenprogramm, das nicht nur die legendären Hits der drei beinhaltet, sondern auch gespickt ist mit Neckereien, flapsigen Bemerkungen und so mancher - mal mehr, mal weniger - nett verpackten Wahrheit. Ob Zigaretten, Alkohol oder Frauen, nichts ist auf der Bühne tabu.
Die Show geht auf eine mittlerweile legendäre Konzertserie zurück. Im Sands Hotel von Las Vegas fanden die Dreharbeiten zu dem Film »OceanÕs Eleven« statt. Mit dabei unter anderem Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr. - das so genannte Rat Pack. Doch während für andere Schauspieler der Drehtag mit der letzten Klappe beendet war, ging es für das Rat Pack erst richtig los. Zweimal pro Abend traten sie noch im Casino des Hotels auf. Diese Shows, eine Mischung aus kabarettistischen Einlagen, Slapstick und der unvergleichlichen Swing Musik, entwickelten sich schnell zum absoluten Publikumsmagneten. Und ebenso wie der Film mittlerweile eine Neuauflage erfahren hat, gibt es auch vom »Rat Pack« nun die Wiederauferstehung. Und die wird absolut stilgerecht zelebriert, mit viel Liebe auch zu kleinen Details.
So schafft es das Trio auch in einer Zeit, in der Technik und Kopfmikrophone oft an erster Stelle stehen, mit den Hilfsmitteln aus längst vergangenen Zeiten umzugehen. Eine »einfache« Showtreppe und Mikrophone mit langen Kabeln passen nicht nur optisch hervorragend in Zeit und Bild, sie stören auch bei der Choreographie nicht. Bei Drehungen wechselt hinter dem Rücken das Mikrofon die Hand, die Schritte sind so angelegt, dass man nicht über die Kabel stolpert, und alle drei gehen grundsätzlich den Weg wieder zurück, den sie gekommen sind, damit sich die unterschiedlichen Kabel nicht verknoteten.
Für Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin war das nie ein Problem gewesen, sie kannten es nicht anders. Chris Mann, Clayton Cornelious sowie Mark Adams hingegen treten auf, als wenn sie nie etwas anderes gemacht oder kennen gelernt hätten. Wobei sich Mann eher als konzertierender Sänger versteht und Adams seine Tätigkeit als Schauspielerei mit Gesang umschreibt. Nur einer der drei Darsteller hatte übrigens mal persönlichen Kontakt zum "Rat Pack": Chris Mann traf ihn zwei Wochen vor seinem Tod in der Bar eines italienischen Restaurants in Los Angeles. »Ich habe gegrüßt, er hat müde zurückgenickt; man merkte ihm an, dass er verzweifelt war«, erinnert sich Mann im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
Drei Ensembles spielen »Rat Pack« derzeit weltweit - und für Deutschland wird das Programm speziell zugeschnitten: »Wir sprechen weniger und singen mehr«, sagt Chris Mann.
»Natürlich werde ich in Bielefeld im Gegensatz zur Londoner Aufführung auch "Strangers In The Night" singen, denn in Deutschland kann man diesen Hit von Bert Kaempfert natürlich nicht auslassen.«

Artikel vom 12.11.2005