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Katzen-Killer holte sich schon 60 Tiere

Unbekannter schlägt in Leopoldshöhe zu - Gutachten: Vergiftung nicht auszuschließen

Von Christian Althoff
Leopoldshöhe (WB). Ein Katzen-Killer stellt in Leopoldshöhe (Kreis Lippe) Tieren nach und bringt sie um. »Er hat sich schon mehr als 60 Opfer geholt«, sagt Kriminalbeamter Manfred Goerz (51). Allein seine Familie musste drei tote Samtpfoten betrauern.

Im Wohnzimmer der Familie Goerz in Leopoldshöhe-Bechterdissen schmust Sohn Kay mit der Britischen Kurzhaarkatze »Amber«. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man so einem lieben Tier etwas antun kann«, sagt der 13-Jährige und streicht »Amber« übers Fell. 600 Euro hat Kays Vater vor zwei Jahren für diese Spezialzüchtung bezahlt, die im Gegensatz zu ihren Artgenossen im Haus gehalten werden kann: »Denn wir werden nie wieder eine Katze frei herumlaufen lassen, so lange dieser verrückte Tierhasser unterwegs ist«, sagt der Polizist und greift zu einem Aktenordner, in dem er die Fälle der vergangenen Jahre aufgelistet hat.
»Jeder Katzenbesitzer weiß, dass ein Tier schon mal überfahren wird oder sich auf andere Weise tödlich verletzt. Aber mit solchen Unfällen ist das Katzensterben in unserer Wohnsiedlung nicht zu erklären«, meint der 51-Jährige. »Allein im vergangenen Jahr kamen hier 13 Tiere ums Leben!«
Nachdem er selbst von 2002 bis 2003 drei Katzen verloren hatte, organisierte der Beamte ein Nachbarschaftstreffen, zu dem 15 Katzenhalter kamen: »Da wurde uns allen die Dimension klar: Jeder konnte von bis zu drei toten Tieren berichten!« Als im März eine Mieterin ins Nachbarhaus einzog, warnte Manfred Goerz sie noch, ihren getigerten Kater nicht nach draußen zu lassen. »Das lässt sich natürlich nicht durchhalten, denn diese Tiere gehen nun mal nachts auf die Jagd.« Vier Wochen später war der Kater verschwunden.
Das Ungewöhnliche: Die meisten Katzen wurden tot an Straßenrändern gefunden, wo sie so hingelegt worden waren, als schliefen sie. »Als wenn der Täter seine Trophäen zur Schau stellen wollte!« Äußere Verletzungen hatten die Samtpfoten zumeist nicht. Andere Opfer wurden in Jutesäcken oder Plastiktüten entdeckt - ebenfalls ohne sichtbare Verletzungen. So haben Mitarbeiter des Bauhofes erst vor wenigen Tagen wieder zwei tote Tiere aus einem Altkleidercontainer neben dem örtlichen Kindergarten gezogen - eingepackt in blaue Müllsäcke.
Eines dieser Tiere, einen schwarzen Kater mit der Ohrtätowierung 55818, brachte Manfred Goerz zum Kreis Lippe, der das Tier im Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt Detmold sezieren ließ. Das Ergebnis: Der Kater starb durch akutes Kreislaufversagen. »Eine Vergiftung ist nach den Umständen nicht ausgeschlossen«, schrieb der Veterinär nach der Obduktion in sein Gutachten.
Aber wie kommt der Katzen-Killer an seine Opfer? »Von der Straße weg einfangen lassen sich die Tiere nicht. Entweder der Täter besitzt eine Lebendfalle, oder er benutzt Baldrian«, meint Manfred Goerz. Er hat Versuche mit dem pflanzlichen Wirkstoff gemacht und festgestellt, dass Katzen »ganz verrückt darauf sind«.
Strafanzeigen, Flugblattaktionen - nichts hat die Menschen in Leopoldshöhe bisher auf die Spur des Katzenhassers bringen können. »Wahrscheinlich können wir ihm erst sein feiges Handwerk legen, wenn wir ihn eines Tages auf frischer Tat ertappen«, sagt der Kriminalbeamte verbittert.

Artikel vom 12.11.2005