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Früherkennung rettet Leben

Bielefelder Mammographie-Zentrum in der Feilenstraße nimmt im Januar die Arbeit auf

Von Sabine Schulze
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Die Zahlen sprechen für sich: Nur 40 Prozent der Brustkrebspatientinnen werden in Deutschland brusterhaltend therapiert. In England und den Niederlanden, wo es flächendeckende Früherkennungsprogramme gibt, liegt dieser Prozentsatz doppelt so hoch. »Und wird ein Tumor früh erfasst, liegt die Überlebenschance der Frau bei 96 Prozent«, betont Dr. Ulrike Meyer-Johann. Sie ist verantwortliche Ärztin des Mammographie-Screenings, das im Januar an den Start geht.

»Ziel ist, Tumore in einem Stadium zu entdecken, in dem sie einen Durchmesser von weniger als einem Zentimeter haben und damit die Überlebensraten und die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu erhöhen«, erläutert die Medizinerin. Sie ist verantwortlich für die Qualität der »Screening-Einheit« Bielefeld-Gütersloh, sie hat auch festgelegt, welche Praxen sie tragen. In Bielefeld findet die Reihenuntersuchung in der »Gemeinschaftspraxis für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin« (DIRANUK) in der Feilenstraße statt, in Gütersloh sind die kooperierenden Ärzte Teipel/Ong/Olliges.
»Das Mammographie-Screening richtet sich an alle Frauen zwischen 50 und 69. Sie werden ab Januar schriftlich von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe zur Röntgenuntersuchung der Brust eingeladen«, erläutert Dr. Harald Krüger, DIRANUK-Geschäftsführer. Das sind in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh insgesamt 79 355 Frauen, von denen knapp 50 000 in Bielefeld untersucht werden sollen. 70 bis 75 Prozent dieser Altersgruppe, lautet die Vorgabe, sollen erreicht und von den Vorteilen des Screenings überzeugt werden.
»Das Programm ist in jeder Hinsicht qualitätsgesichert«, betont Krüger. Die Geräte sind auf dem allerneuesten Stand - die Strahlenbelastung für jede Patientin mithin so gering wie möglich -, im ersten Jahr begutachten stets drei, später zwei speziell geschulte Ärzte unabhängig voneinander die Röntgenbilder; stimmen sie nicht überein, wird ein dritter Mediziner zugezogen. Die Röntgenassistentinnen sind besonders ausgebildet, die Geräte werden allmorgendlich kontrolliert und kalibriert. Darüber hinaus gibt es regelmäßig Fallkonferenzen und ist garantiert, dass jede Frau ihren Befund innerhalb von sieben Werktagen erhält.
»93 bis 95 Prozent der Frauen werden während des Screenings keinen Arzt sehen«, erläutert Krüger. Nur im Falle einer Auffälligkeit - die auch nicht bösartig sein muss! - werden die Frauen binnen einer Woche erneut einbestellt zu weiteren Untersuchungen und gegebenenfalls zum Gespräch über Diagnose und Therapie.
Das Bielefelder Mammographiezentrum entsteht auf einer Fläche von 450 Quadratmetern in der Feilenstraße 1. Derzeit sind hier noch die Handwerker mit dem Innenausbau beschäftigt, die Hightech-Geräte kommen in drei Wochen. Ulrike Meyer-Johann liegt zudem daran, für eine entspannte, angstfreie Atmosphäre zu sorgen. Und die allermeisten Frauen werden dort eine beruhigende Diagnose bekommen. Für die anderen wird es wichtig sein zu wissen, dass ihre Heilungschancen bei einem kleinen Karzinom, das früh entdeckt wird - und die meisten Tumore wachsen sehr langsam - sehr hoch und die Therapien weit weniger belastend sind.

Artikel vom 11.11.2005