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»Alle Aktivitäten in die Kirche packen«

Luthergemeinde gründet Förderverein - Altenwohnungen im Gemeindehaus möglich

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (WB). Auch die Kirche muss heftig sparen. Denn: Die Kirchensteuereinnahmen schrumpfen von Jahr zu Jahr. Deshalb wird es vom 1. Januar 2006 an in Senne statt der bisher drei selbstständigen evangelischen Kirchengemeinden - Friedens-, Christus- und Luthergemeinde - nur noch eine gemeinsame Emmaus-Gemeinde mit drei Bezirken geben.

Selbst diese Maßnahmen reichen nicht aus. Emmaus muss weitere 60000 Euro einsparen. Was bedeutet: In jedem der drei Senner Bezirke werden kirchliche Gebäude aus der Förderung gestrichen. In der Luthergemeinde, Ortsteil Windflöte, soll vom nächsten Jahr an die Kirche aus der Finanzierung herausgenommen werden. Dazu hatte sich das Presbyterium nach langen und konträren Diskussionen entschlossen. Gottesdienste und die vielen anderen Gemeindeaktivitäten finden dann ausschließlich im Gemeindehaus statt. Auf diese Weise könnten allein hier fast 15000 Euro - einschließlich Heizkosten - gespart werden.
»Wir haben in diesem Zusammenhang auch über eine veränderte Nutzung unseres Kirchengebäudes nachgedacht«, berichtet Pfarrer Volker Steffen. Vertreter der Gemeinde und der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugenossenschaft Senne (GSWG) waren nach Wuppertal-Langerfeld gefahren. Dort ist mit öffentlichen Fördermitteln eine Kirche so umgebaut worden, dass in ihr Wohnungen entstanden sind.
»Wir in der Windflöte hätten uns auch sehr gut Altenwohnen in unserer Lutherkirche vorstellen können«, so Pfarrer Steffen. Dieser »Traum« zerplatzte allerdings bald nach der Informationsfahrt nach Wuppertal. Denn: Zwischen Lutherkirche und Gemeindehaus hätte - zwingend vorgeschrieben - eine Brandschutzmauer eingezogen werden müssen. Dadurch hätten im Kirchengebäude Wohnungsfenster gefehlt. »Weil aber das Gebäude an sich in einem einwandfreien Zustand ist, widerstrebt es uns allen, die Kirche aufzugeben und in letzter Konsequenz sogar abzureißen«, sagt Pfarrer Steffen.
Zudem sei auch die katholische St. Johanneskirche in sehr schlechtem baulichen Zustand. Auch ihr droht in absehbarer Zeit die Aufgabe. »Es gäbe dann in der Windflöte überhaupt kein Symbol der christlichen Kirche mehr - das wäre katastrophal«, meint nicht nur der evangelische Pfarrer.
An diesem Punkt tauchten plötzlich neue Überlegungen auf: »Warum nicht alle unsere Gemeinde-Aktivitäten in die Kirche packen und stattdessen das Gemeindehaus einer anderen Verwendung zuführen?«, fragten sich einige Presbyter.
Der Gottesdienstraum könnte durch Trennwände verkleinert und die so geschaffenen neuen Bereiche in Multifunktions- und Gruppenräumen umgewandelt werden. Das Gemeindehaus würde damit aus der Finanzierung genommen und die Lutherkirche weiter erhalten bleiben.
Eine Idee, die nicht nur bei zwei Gemeindemitgliedern, der Juristin Kirsten Elbracht und der Bankkauffrau Kirsten Bönsch, auf große Zustimmung stieß. Gemeinsam mit Pfarrer Steffen und weiteren Gleichgesinnten wollen sie nun am Montag, 14. November, im Gemeindehaus am Tulpenweg einen Förderverein für die Lutherkirche gründen.
»Denn wir brauchen mindestens ein halbes Jahr Zeit, um ein dauerhaft tragfähiges Konzept für die Kirchen-Variante zu prüfen und auszuarbeiten«, sagt Steffen.
Bei diesem Konzept wird auch die Idee »Altenwohnungen« weiterverfolgt - dann allerdings im jetzigen Gemeindehaus sowie durch weitere, zu bauende Wohnungen auf dem Luthergemeinde-Areal.
»Etwa 10000 Euro müssen wir über den Förderverein zusammenbekommen«, sagt Kirsten Elbracht. Denn allein mit 6000 Euro Heizkosten pro Jahr müsse gerechnet werden, damit Kirche und Orgel keinen Schaden nehmen.
Die ersten 561,13 Euro für das große Projekt hat der noch zu gründende Förderverein bereits. Das Geld kam als Spende am vergangenen Sonntag beim Konzert »Musik zum Schmunzeln« in der Lutherkirche mit Kurt Mahler zusammen.
»Jetzt hoffen wir, dass viele interessierte Menschen unserer Einladung zur Fördervereinsgründung im Gemeindehaus am kommenden Montag um 20 Uhr folgen«, sagen Kirsten Elbracht und Kirsten Bönsch. »Damit sich möglichst viele aktive und passive Mitglieder zusammenfinden, die die Lutherkirche erhalten wollen.«

Artikel vom 11.11.2005