14.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein dreifacher Sehnenriss kann
Christian Königstein nicht stoppen

Top-Vorstellung: Bad Driburger läuft zum Einzel- und Mannschaftstitel

Von Jürgen Drüke
Lüchtringen (WB). Elke Dewender war begeistert: »Dieser Junge ist richtig gut, der wird das hier schaffen.« Was die bei den Westfälischen Crosslaufmeisterschaften als Streckenposten aktive Vorsitzende vom HLC Höxter eine Runde vor Abschluss der 3 100 Meter mit ihrem ganzen Fachwissen prognostizierte, sollte knappe drei Minuten später schöne Realität sein: Christian Königstein vom TV Jahn Bad Driburg gewann im bestens hergerichteten Lüchtringer Cross-Park und war damit Westfalenmeister.

8:57 Minuten betrug die Endzeit des Bad Driburgers, der sich mit Chris Schwiegelsohn und Marvin van Eylen -Êbeide von der LG Dortmund -Ê einen packenden Dreikampf geliefert hatte und auf der sehr anspruchsvollen Strecke letztlich triumphierte, »weil ich am Ende noch einmal richtig Druck machen konnte«, so der glückliche Sieger wenige Minuten nach dem Zieleinlauf.
Aber mit nur einem Titel bei den Westfalenmeisterschaften gab sich Königstein nicht zufrieden, mit seinen Teamkameraden Felix Klodt (Platz fünf in 9:14 Minuten) und Johannes Schneider (Platz sieben in 9:27 Minuten) sicherte er sich auch noch Rang eins in der Mannschaftswertung mit 13 Punkten vor dem ESV Münster (26 Punkte) und dem LAC Veltins Hochsauerland (38 Punkte). »Diese Jungs haben sich das verdient«, freute sich TV Jahn-Trainer Rolf Winkler, 1956 Mitglied im deutschen Olympiakader, über ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk, feiert der agile Sportsmann am morgigen Dienstag doch seinen 71. Geburtstag. Die akribische und intensive Trainingsarbeit hatte sich ausgezahlt.
Dabei ist die Leistung von Christian Königstein um so höher zu bewerten, zog sich der Powerathlet am vergangenen Wochenende doch einen dreifachen Sehnenriss an der rechten Hand zu. Vater Ralf Königstein, Chirurg am Bad Driburger St. Josef Hospital, verarztete seinen Sprössling bestens, so dass dieser sich mit einer Handmanschette keineswegs benachteiligt fühlte. »Nun will Christian im kommenden Jahr bei den Deutschen Meisterschaften ein Wörtchen mitreden«, hat Übungsleiter Winkler das nächste große Ziel für seinen Vorzeigesportler bereits fest ins Visier genommen.
Die Bad Driburger Crosser hatten damit bei den von den Leichtathletikfreunden Lüchtringen (LFL) bestens ausgerichteten Westfälischen Meisterschaften für das Highlight aus Sicht des Kreises Höxter gesorgt. Lob für die Strecke, die über ein halbes Jahr lang von fleißigen Helfern hergerichtet wurde, gab es von allen Aktiven. »Wir haben 602 Meldungen aus 79 Vereinen«, das ist eine sehr gute Resonanz«, freute sich die Vorsitzende der LF Lüchtringen, Dr. Regina Beverungen. Über 100 Helferinnen und Helfer sorgten in der Sollingkampfbahn für einen reibungslosen Ablauf.
Große Hoffnungen der heimischen Leichtathletik-Fans ruhten auf Lokalmatador Jonas Beverungen bei den Schülern M15 über 3 100 Meter. Das Talent aus dem Weserdorf lief in einer Vierer-Führungsgruppe mit, doch auf der Zielgeraden musste er sich auch noch überlaufen lassen, so dass es in der Endabrechnung in 9:41 Minuten hinter dem Sieger Jonathan Köster (9:26 Minuten) von der LG Lübbecke, Jan-Niklas Sielemann (9:27 Minuten) vom TuS Eintracht Minden und Tim Voß (9:39 Minuten) von der LG Unna »nur« zum vierten Platz reichte. »Trotzdem bin ich nicht unzufrieden, gegen diese Konkurrenten entscheidet halt immer die Tagesform«, so Beverungen gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. »Jonas ist heute mit dem Druck, der vor heimischem Publikum auf ihm lastete, nicht fertig geworden«, stellte LFL-Trainer Hans-Jörg Friedrich hingegen kritisch fest. In der Mannschaftswertung freuten sich die Lokalmatadoren aus Lüchtringen dafür aber über Bronze: Tobias Haase (11:03 Minute) und Dennis Epp, der in der Altersklasse Schüler M14 in 10:21 Minuten ebenfalls den vierten Platz belegte, sowie Jonas Beverungen hatten für den Erfolg über die 3 100 Meter-Distanz gesorgt.
Aus heimischer Sicht gab es an diesem Herbsttag, der den Athletinnen und Athleten bei Temperaturen um die 10 Grad und Sonnenschein fast ideale Bedingen lieferte, noch zwei weitere herausragende Leistungen: Roland Werner vom HLC Höxter lief über die Distanz von 7 450 Meter ein beherztes Rennen und freute sich nach 24:29 Minuten über Platz eins in der Altersklasse M35. »Wenn ich damit nicht zufrieden sein kann, womit dann?«, sah der Zahnarzt aus Höxter seine gute Form bestätigt. Jürgen Scherg von der NSU Brakel ließ sich trotz einiger Blessuren bei den Senioren M40 über 7450 Meter nicht davon abhalten in 24:25 Minuten auf den Silberrang zu laufen: »Damit habe ich das Sportjahr bestens abgeschlossen«, so der Warendorfer in Brakeler Diensten .

Artikel vom 14.11.2005