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Tanz in Märchenwelt

Detmolder Theater zeigte gefeierten »Nussknacker«

Von Matthias Lüke
Paderborn (WV). Das Landestheater Detmold brachte jetzt das bekannte Ballett »Der Nußknacker« zur Musik von Peter Tschaikowsky in einer gelungenen Inszenierung von Richard Lowe auf die Bühne der Paderhalle.

Wenig andere Ballette weisen innerhalb ihrer Rezeptionsgeschichte so viele verschiedene und eingehend bearbeitete Inszenierungen auf wie dieses Meisterwerk Tschaikowskys und Lew Iwanows. Das altersmäßig breit gemischte Publikum erlebte in der vollbesetzten Paderhalle eine Darbietung, die sich in jeder Hinsicht ganz nah am ursprünglichen Libretto Marius Petipas' bewegte.
Der »Nußknacker« bringt in musikalischer Hinsicht eine geballte Ladung an Wiedererkennungswert mit sich. Zahlreiche bekannte und eingängige Melodien wie der beschwingte »Blumen-Walzer« des zweiten Aktes säumen den klangvollen Weg der gesamten Aufführung. So begann das Orchester des Landestheaters unter der Leitung von Boris Anifantakis sogleich vielversprechend mit der unbeschwert leichten Ouvertüre, währenddessen sich auf der Bühne bereits das Bild emsiger Weihnachtsvorbereitungen für die anstehende Bescherung im Hause des Ratspräsidenten offenbarte.
Mittendrin tummelt sich Klara, getanzt von Laura-Beth Bailey. Und diese wurde den Anforderungen an die Hauptrolle sowohl in tänzerischer als auch schauspielerischer Hinsicht vollauf gerecht. Konnte man an ihrer Interpretation doch deutlich die Traum-Wunschvorstellung ablesen, endlich Frau und von dem durch Svetozar Tchenichev dargestellten Prinzen geliebt und fortgeführt zu werden. Symbolisch hierfür auch die Tatsache, dass Klara es kaum erwarten konnte, im zweiten Akt nun endlich ihre Ballettschuhe anzuziehen und zum ersten Mal auf voller Spitze das Wagnis eines Tanzes einzugehen. Nicht nur Bailey, sondern auch allen übrigen Darstellern merkte man eine wahre und ungekünstelte Spielfreude an, sicherlich nicht zuletzt aufgrund des anregenden und geschmackvoll gestalteten Bühnenbildes (Manfred Kaderk).
Mit der musikalischen Leistung konnte man sehr zufrieden sein. Ob Marsch oder Schneeflocken-Walzer im ersten, Blumen- oder Schlusswalzer im zweiten Akt: das Orchester wirkte homogen, lebhaft und einfühlsam. Lediglich vereinzelte Passagen im Blechblasbereich, so das kleine Trompetensolo im »Spanischen Tanz«, ließen Ungenauigkeiten erkennen. Auch dem »Trepak« hätte etwas mehr Feuer und Temperament gut getan. Diese wenigen Schwachstellen störten jedoch nicht den positiven Gesamteindruck. Das fand auch das Publikum und bedankte sich mit herzlichem Applaus für einen rundum gelungenen Ballettabend.

Artikel vom 11.11.2005