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Menschen in
unserer Stadt
Aleksandra Andrijasevic
Design-Studentin

Die Themenstellung lautete einfach »selbst«. In welcher Form man den Begriff in einer Semesterarbeit umsetzt, war den Studierenden an der Fachhochschule selbst überlassen. Aleksandra Andrijasevic reiste zur Offenbarung ihres »selbst« in die Welt ihrer Eltern, Großeltern, Onkel und Neffen. Das kleine Dorf »Zmajevo« in Serbien hat die Designstudentin im fünften Semester auf Film gebannt, Impressionen von Landschaften, Menschen, Häusern und Tieren eingefangen. Von Dienstag an sind die Arbeiten in einer kleinen Ausstellung im Bunker Ulmenwall zu sehen. Bilder erzählen dann von einfachem Leben, von teils karger Landschaft und von bescheidenen Menschen.
Aleksandra Andrijasevic besucht diese Menschen mehrmals im Jahr. In Bielefeld geboren und aufgewachsen, macht die Tochter von Gastronom Slavko Andrijasevic aus ihrer engen Beziehung nach Südeuropa kein Geheimnis. Die 25-jährige Studierende fühlt sich als Europäerin. Nach dem Fachabitur an der Gesamtschule Schildesche hatte sie ein halbes Jahr mit dem Fotoapparat griechische Inseln erkundet, ein halbes Jahr die Akademie der Bildenden Künste in Belgrad besucht, bevor sie sich an der Fachhochschule in Bielefeld einschrieb - Berufsziel Fotojournalismus.
Inzwischen studiert sie im fünften Semester und hat von ihrer späteren Tätigkeit konkrete Vorstellungen. Die junge Frau, die bei den Eltern wohnt und sich ihr Studium durch drei Aushilfsjobs als Rezeptionistin, Kellnerin und Design-Beraterin im Welthaus selbst verdient, möchte Bildbände herausgeben und mit dem Medium der Fotografie von Menschen und Landschaften erzählen. Dass Serbien nach den kriegerischen Auseinandersetzungen liegt ihr dabei verständlicherweise besonders am Herzen.
Vor ihrer ersten Ausstellung, von Dienstag an zusammen mit Kollegin Malwine Rafanski im Bunker Ulmenwall, hat Aleksandra Andrijasevic verständlicherweise Lampenfieber. Die Eltern werden kommen, ihr Bruder, viele Mitstudierende und Professoren. Vergeblich warten wird die junge Frau auf ihren Freund Aleksandar. Der Maschinenbau-Ingenieur aus Belgrad kommt erst im Dezember - mit einem Besuchervisum. So ist Europa 2005.Michael Diekmann

Artikel vom 14.11.2005