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Menschen in
unserer Stadt
Frank Riegler
Küchenmeister

»Ich mache meinen Sport in der Küche«, sagt Frank Riegler. Der 38-Jährige arbeit seit neun Jahren im Hotel-Restaurant Brackweder Hof, hantiert dort tagtäglich mit heißen Töpfen und Pfannen. Kein Wunder, dass er dabei regelmäßig ins Schwitzen kommt. Außerhalb seiner Arbeitszeit hat der Küchenmeister dagegen kaum Zeit für sportliche Aktivitäten. Schließlich sind Elf-Stunden-Schichten in seinem Gewerbe eher Regelfall als Ausnahme. Die knapp bemessene Freizeit nutzt der gebürtige Lemgoer da lieber für »eine schöne CD oder ein gutes Buch«.
»Beim Koch kommt die Bezeichnung Beruf wirklich von Berufung«, sagt Riegler. Wer nicht bereit sei, Opfer zu bringen, könne in der Gastronomie nicht glücklich werden. Arbeitszeiten am Abend, an Wochenenden und Feiertagen - »da schichtet sich der Freundeskreis sehr schnell um«. Trotzdem ist es bis heute sein Traumberuf geblieben.
»Richtig hart war nur die Zeit, als ich den Küchenmeister nebenberuflich gemacht habe«, erinnert sich Riegler. Eineinhalb Jahre lang absolvierte er jede Woche zwölf Schulungsstunden, ehe er 2001 endlich sein Meisterstück machen konnte: ein selbst kreiertes Sechs-Gänge-Menü. »Die einzige Vorgabe war ein Warenkorb mit 25 Zutaten, die ich zwingend benutzen musste.«
Warum der Ausbildungsgrad des Küchenmeisters vergleichsweise selten ist, glaubt er zu wissen: »In der Industrie ist im Gegensatz zum Handwerk kein Meister nötig, um sich selbstständig zu machen oder ausbilden zu dürfen.« Trotz der immensen Kosten, die eine Meisterprüfung mit sich bringt, würde er seine Entscheidung immer wieder genauso treffen: »Was ich in dieser Zeit über Menschenführung gelernt habe, möchte ich heute nicht mehr missen.«
Sein Wissen über die Kunst des Kochens gibt er seit Sommer 2001 als festes Mitglied im IHK-Prüfungsausschuss für Köche weiter. Mit dem Nachwuchs ist Riegler im Großen und Ganzen zufrieden. Es gebe jedoch leider immer wieder Auszubildende, die mit falschen Vorstellungen in den oftmals stressigen Beruf starten. »Kreativität und Organsiationstalent« seien unverzichtbare Eigenschaften. Wenn dann noch der Teamgeist stimme, könne es in der Küche richtig rund gehen. Peter Monke

Artikel vom 12.11.2005