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Viele Kerzen leuchten zum Gedenken

Versmolder erinnern sich an Synagogen-Brand vor genau 67 Jahren

Versmold (mel). Zum Gedenken an die jüdische Gemeinde Versmolds, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus der Stadt vertrieben wurde, und speziell zur mahnenden Erinnerung an den Brand der Synagoge am 10. November vor 67 Jahren, nahmen gestern mehr als 40 Versmolder am Gedenkmarsch teil.

Mit Kerzen in den Händen führte sie der Weg vom Erinnerungszeichen am Rathaus bis hin zum Standort der früheren Synagoge in der Mittelstraße. Dort erinnerte Hilde Große-Tebbe die Bürgerinnen und Bürger an den Brand der Synagoge. Sie selbst hatte das Geschehen als zehnjähriges Mädchen miterlebt. »Wir konnten nicht verstehen, wieso jemand ein Gotteshaus anzündet«, sagte sie, »immerhin waren die Juden doch unsere Nachbarn.« Sie bat die umstehenden Menschen, einen Moment inne zu halten. Bereits zum sechsten Mal lud die Stadt Versmold dazu ein, gemeinsam des Schicksals der jüdischen Gemeinde in Versmold zu gedenken.
Nachdem die Gruppe gemeinsam zurück zum Rathaus gegangen war, wurde dort die Ausstellung »Die Synagoge - Schnittpunkt jüdischen Lebens« eröffnet. 30 große Schautafeln - eine Leihgabe des jüdischen Museums Westfalen - geben Antworten auf die Frage, was die Synagoge kulturhistorisch von der Antike bis zur Gegenwart bedeutet. Die Ausstellung ist bis zum 9. Dezember im Foyer des Rathauses zu sehen. (Ein ausführlicher Bericht folgt in der morgigen Ausgabe.)
Nach dem Synagogenbrand in Versmold war die jüdische Gemeinde in alle Richtungen zerstreut worden. Viele von ihnen fanden den Tod in den Vernichtungslagern des Dritten Reiches. Wer sich über die sechs Millionen im Holocaust getöteten Juden informieren will, kann die Gedenkstätte »Yad Vashem« in Israel besuchen. Das Museum birgt ein riesiges Archiv mit Fotos und Erinnerungen an die Opfer. Es geht aber auch einfacher: Eine Internetseite hält alle gesammelten Informationen über die Verstorbenen bereit. Gibt man dort den Namen oder den Wohnort des Gesuchten ein, wird einem einiges angezeigt. 19 Menschen finden sich auch unter dem Stichwort Versmold, darunter einige mit dem Namen Steinfeld, Spiegel, Bergfeld und Blein. Mit etwas Glück sind zu den Personen auch nähere Informationen vorhanden, man erfährt, wo sie geboren, wer ihre Eltern und wo sie gestorben sind.
www.yadvashem.org

Artikel vom 11.11.2005