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Kinderlähmung meldet sich
zum zweiten Mal im Leben

Stellvertretender Sprecher der Regionalgruppe warnt

Halle (kg). Beim SC Concordia Hamburg hat Günter Habermann damals »die meisten Tore mit links geschossen«. In Halle gründete der begeisterte Radfahrer den RC Teuto mit. Dass er einmal Kinderlähmung gehabt hat, daran erinnert der 70-Jährige sich eigentlich erst wieder seit ein paar Jahren.

Der gestandene Sportsmann aus Halle leidet an PPS, dem Post-Polio-Syndrom, und ist stellvertretender Sprecher der neu gegründeten Regionalgruppe Herford/Ostwestfalen. Typische Symptome des PPS sind neue Lähmungen, Atembeschwerden, anhaltende Muskelschwächen und leichte Ermüdbarkeit. Hilfe zur Selbsthilfe, Austausch von Erfahrungen und Informationen zu Behandlungsmethoden und Medikamenten, aber auch Vorträge rund ums Thema hat die Gruppe sich zur Aufgabe gemacht.
Günter Habermann hatte mit vier oder fünf Jahren Kinderlähmung. Für ihn ging die gefährliche Krankheit damals noch einigermaßen glimpflich ab. Nur eine leichte Behinderung im linken Bein blieb zurück. Eine, die er mit Willen und Trainingsfleiß ausgleichen konnte. Gerade dieser Ehrgeiz sei typisch für Polio-Patienten, wenn deren Grunderkrankung das zulasse und sie nicht im Rollstuhl sitzen müssten, meint Habermann. »Man mutet seinem Körper so einiges zu und übernimmt sich. Doch irgendwann lässt der Körper das nicht mehr zu«.
Für viele beginnt oft ein Irrweg durch Arztpraxen. Jahrzehnte nach der Erkrankung rächt sich das angeschlagene Nerven-Muskel-System dafür, dass es ständig eine viel höhere Belastung ertragen musste als bei Gesunden. Dass der Körper immer bis an die Leistungsgrenze beansprucht wurde, zahlt er mit Schmerzen und Erschöpfung zurück bis hin zum Absterben von Nerven und Muskeln. Die Kinderlähmung meldet sich ein zweites Mal in Form eines eigenständigen Krankheitsbildes zurück. Wer den Status Quo erhalten möchte und dramatische Verschlimmerungen vermeiden, sollte sich darum schonen.
»Die Krankheit gilt als ausgerottet. Doch in Afrika und Südamerika sind neue Fälle aufgetaucht. Man sollte sich deshalb auch heute noch unbedingt impfen lassen«, rät Günter Habermann Wer Hilfe sucht, kann sich an den Bundesverband Poliomyelitis und seine Selbsthilfegruppen wenden. Für Halle und Gütersloh ist Günter Habermann unter % 05201/9365 Ansprechpartner.

Artikel vom 11.11.2005