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Das war's, mach's gut:
Palu quittiert Dienst

Jochen Senf ist in seinem letzten »Tatort« zu sehen

Von Dörthe Hein
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr: Deutschlands dienstältester »Tatort«-Kommissar, der radelnde und kulinarischen Genüssen nicht abgeneigte Saarländer Max Palu, löst an diesem Sonntag in der ARD seinen letzten Fall.
Es kriselt zwischen Kommissar Palu (Jochen Senf) und Freundin Margit (Tatjana Clasing).

Sein Abgang auf dem Bildschirm ist nach 18 Jahren vergleichsweise unspektakulär: »Tja, Stefan. Das war's. Mach's gut«, sagt er zu seinem Assistenten. So leise geht Jochen Senf, der Darsteller des kauzigen Saarländers, nicht. Kurz vor der Ausstrahlung des letzten Palu-»Tatorts«, »Rache-Engel«, holte er öffentlich gegen seinen Haussender, den Saarländischen Rundfunk, aus.
Am Telefon habe die zuständige Redakteurin ihm mitgeteilt, dass seine »Tatort«-Karriere zu Ende sei, sagte der 63-Jährige . Senf bezeichnet das als inkompetent und unprofessionell. »Ich kann das nur als einen Zustand beruflicher und menschlicher Verwahrlosung beschreiben.« Der Schauspieler spricht von Mobbing; der Sender habe ihn grundlos und geradezu fristlos entfernt. Der SR drückte inzwischen sein Bedauern aus.
Palus letzter Fall führt ihn in düstere Privatschlösschen voll Antiquitäten. Vor dem Haus stehen Oldtimer. Moral herrscht hier jedoch nicht. Ein Einbrecher entwendet Schmuck aus dem Tresor. Die Dame des Hauses (Annette Kreft), die einer Stiftung für junge Straftäter vorsteht, hat einen handfesten Streit mit ihrem Fast-Ex-Ehemann, einem verlustreichen Industriellen (Alexander Held). Im Nebenzimmer belauscht die Bürochefin der Charity-Lady (Renée Soutendijk) das Gerangel. In den Fluren drückt sich zeitgleich der zurückgekehrte Sohn (Nikolai Kinski) herum. Seine Adoptivschwester (Annett Renneberg) hat ein böses Verhältnis.
Als die Charity-Lady vom Balkon stürzt, hat Palu gleich fünf Verdächtige: alle, die zur Tatzeit im Haus waren. Er wird von seinem Vorgesetzten unter Druck gesetzt, der Fall soll schnellstens abgeschlossen werden. Die Lokalzeitung, der ein brisantes Tonband zugespielt wurde, sorgt für zusätzliche Probleme. Zu guter Letzt springt ein vorbestrafter Zeuge aus Angst vor einer Vernehmung vor Palus Augen von einer Brücke. Auch privat stellt Palu fest: Es kriselt in seiner Beziehung - Gründe für den Kommissar, seine Karriere zu beenden.
Seinen Abgang hat sich Jochen Senf als Drehbuchautor selbst geschrieben. Der 1,65 Meter große Genießertyp hat für Palu keinen dramatischen, sondern einen kurzen, stillen Abschied beschert. Mit dem saarländischen Tatort geht es aber auch nach Palus Ende weiter.

Artikel vom 12.11.2005