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Stark im Retro-Stil
Hart
am
Ball

Von Friedrich-Wilhelm Kröger

Zurück zur Natur. In Paris haben die Deutschen so Fußball gespielt, wie sie es immer noch am besten können. Kompakt, kämpferisch, konzentriert. Der Retro-Stil glich schon einer Ansage an alle anderen WM-Teilnehmer: Deutschland bleibt Deutschland - das hat in den besseren Jahren nie etwas Gutes bedeutet für den Gegner.
Allein das Durchhaltevermögen des früh verletzten Kapitäns Ballack hat gezeigt, dass die Mannschaft unbequem und unbeugsam sein kann, wenn es darauf ankommt. Und im Stade de France kam es darauf an: Sich vernünftig aus dem Länderspiel-Jahr zu verabschieden und Hoffnung zu holen für die WM-Saison, war das von Bundestrainer Klinsmann erklärte Spielziel.
Auftrag ausgefüllt. Die Freude darüber mindert allenfalls, dass die früher so famosen Franzosen ihren Zauberstab längst verlegt haben und derzeit zum Gala-Ball alter Glanztage nicht mehr fähig sind. Deswegen war es auch kein Festspiel, manchmal sogar ein fieses Spiel. Hart statt herzlich. Rustikal, nicht raffiniert.
Den Deutschen kann das egal sei, weil dies ihren Qualitäten eher entspricht. Dabei kann Klinsmann durchaus auch auf Spieler zurückgreifen, die mehr drauf haben, als rauf und runter zu rennen und den freien Raum zu verengen. Wie es aussieht, sollte nur einer möglichst unversehrt bleiben: Ballack, der Fixpunkt von Paris. Er führte eine Mannschaft an, die nach den Rückschlägen der vergangenen Wochen nun wieder daran erinnerte, dass sie als WM-Hausherr auf dem Rasen alles andere als ein netter Gastgeber sein will.

Artikel vom 14.11.2005