11.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Blumenstadt
kann Kunden
kaum halten

19 von 185 Lokalen stehen leer

Von Bernhard Liedmann
Bad Lippspringe (WV). Das Geld ist da, doch es wird nicht in der eigenen Stadt ausgegeben. Obwohl Bad Lippspringe bei der Kaufkraft pro Einwohner an der Spitze im Kreis Paderborn liegt, verödet die Innenstadt zunehmend. Von den 185 Ladenlokalen im Zentrum stehen 19 leer und die Zahl der »Ramsch-Läden« nimmt zu. Keine guten Perspektiven für die Zukunft des Einzelhandels im Zentrum der Badestadt wurden in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung aufgezeigt.

Der bundesweite Niedergang des Einzelhandels macht auch vor Bad Lippspringe keinen Halt: Sinkende Netto-Einkommen und allgemeine Kaufzurückhaltung sowie »Kaufstau« führen auch in der Kurstandt zu einer »Verödung« der Innenstadt. Im Zentrum, so Henning Oberheide, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes OWL im Hochstift Paderborn, vor dem Ausschuss, fehle es an einem Magneten, um den sich der Fachhandel herum ansiedeln kann. In der lang gezogenen Fußgängerzone sei auch keine geschlossene Einkaufszone, bemängelte er. Obwohl nur einen Katzensprung von Paderborn entfernt schaffe es die Stadt als Kurstadt nicht, Potentiale aus der Domstadt anzuziehen.
Umsatzrückgang und Kaufkraftabfluss kennzeichneten derzeit die Situation des Bad Lippspringer Einzelhandels, obwohl bei der Kaufkraft die Stadt mit 97,8 Prozentpunkten von 100 den Spitzenwert im Kreis habe, mithin also die meisten »Gut-Verdiener«. Oberheides Fazit: »Bad Lippspringe muss mit den Kur-Einrichtungen und den Parks als Pfunden wuchern.« »Billig« gehe nicht als Zukunftskonzept für die Kurstadt, nur im gehobenen Bereich sah er Chancen für neue Ansiedlungen. Vor allem im Tourismusbereich müsse sich Bad Lippspringe profilieren.
Wenig zufrieden mit der Kooperation der Werbegemeinschaft (etwa 70 Mitglieder) und den Einzelhändlern zeigte sich Marketing-Chef Lothar Kass in der Sitzung, zu der auch alle Einzelhändler eingeladen waren. Gekommen war allerdings nur der Vorstand der Werbegemeinschaft.
Eine Umfrage der Marketing GmbH unter den 197 Eigentümern von insgesamt 185 Ladenlokalen in der Kernstadt habe »geringes Interesse« gezeigt, so Kass. Nur 66 Eigentümer hätten geantwortet. Derzeit stünden 19 Lokale in der Stadt leer, davon allein fünf Gastronomiebetriebe. 15 Filialisten gebe es derzeit, fünf davon seien Bäckereien.
Mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen habe es die Marketing geschafft, zunehmend Leute nach Bad Lippspringe zu holen. Kass: »Wir können die Besucher aber nicht ins Geschäft tragen und sie zwingen, Geld auszugeben.« Inzwischen biete die Stadt einen »Strauß« von Veranstaltungen und Attraktionen: Parkbeleuchtung, Stadtfest, Europafest, das Heiraten in der Burg oder die Rittermahlzeiten seien nur einige Bespiele. Erfolgreich habe sich auch die Einwohner-Kurkarte verkauft. Mit 434 Exemplaren für das laufende Jahr sei eine Verdoppelung erreicht worden.
Künftig, so Kass, wolle man über das Marketing verstärkt Tagesbesucher ansprechen und vor allem auch Busreisende. Derzeit werbe man erfolgreich im Ruhrgebiet.

Artikel vom 11.11.2005