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Kleine Tastenkünstler sind
Gast in Berliner Akademie

Klavierunterricht unter Freunden macht mehr Spaß

Von Burgit Hörttrich
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Gesa ruft Edis herein, der noch auf dem Pausenhof spielt: »Komm, es geht los!« Leonie und Judith malen auf der Tafel, während Serhat schon auf dem Klavier »Regen und Schnee« übt. Die fünf Drittklässler der Stapenhorstschule haben Klavierunterricht bei Malte Heygster (66). Der setzt auf Gruppenunterricht - wie schon zu der Zeit, als er noch Direktor der Musik- und Kunstschule war. Er ist überzeugt: »Die Kinder lernen voneinander und sind ehrgeizig.«

Jetzt sind die Kinder vor allem extrem aufgeregt - sie machen eine Reise nach Berlin. Malte Heygster unterrichtet auch an der Landesmusikakademie in der Hauptstadt Musiklehrer und will zeigen, dass Klavierunterricht erfolgreich möglich ist, wenn mehrere Kinder zusammen lernen. Ohne strengen Lehrer, der womöglich den Spaß an der Musik zunichte macht, weil jede Note »sitzen« muss. Die Landesmusikakademie hat Edis Cordic, Gesa Toepffer, Judith Jansen, Leonie Osterwald und Serhat Sunar, alle acht Jahre alt, eingeladen, damit sie ihren Unterricht dort demonstrieren. Am 12. November reisen sie mit ihren Müttern an und Malte Heygster verspricht: »Es wird nicht nur Klavier gespielt, die Kinder werden auch ihren Spaß haben.«
Die fünf werden noch einmal ermahnt: »Vergesst eure Hefte nicht!« Dann drängen sie sich erneut um die beiden Klaviere im Musikraum der Sapenhorstschule: »Wir wollen noch einmal den 'Kleinen Floh' spielen!«
Wer denkt, in dieser Klavierstunde geht es drunter und drüber, der täuscht sich. Die Kinder, so Heygster, müssen »auch zu Hause etwas tun«, sie müssen auf dem Klavier daheim üben, sich konzentrieren.
Sie hatten in der ersten Klasse musikalischen Elementarunterricht, haben dort gesungen, getanzt, gespielt. Jetzt ist das muntere Quintett im zweiten »Klavierjahr« - Gesa, Judith, Leonie, Edis und Serhat haben durchgehalten. Malte Heygster: »Einige Kinder sind abgesprungen, denn man muss lernen.« Er lege Wert darauf, dass die Kinder alle den selben Leistungsstand haben. Gemeinsam mit Gleichaltrigen macht der Unterricht mehr Spaß, manchmal aber widmet sich Heygster aber auch nur einem Kind: »Das ist auch nötig.« Wie selbstverständlich singen drei mit, wenn zwei auf den beiden Klavieren spielen und auch der Lehrer lässt sich gern animieren: »Pum Pum Pum, Pumpum. . .«
Ein ungarisches Lied auf zwei Klavieren beherrschen die Stapenhorstschüler besonders gut: »Wir haben auch ganz toll geübt!«
Für die Fünf ist klar: »Auch in der vierten Klasse machen wir weiter mit dem Klavierunterricht.« Der ist zweimal pro Woche im Rahmen der offenen Ganztagsgrundschule und Heygster selbst hat auch Spaß daran: »Außer, die Kinder hatten vorher sechs Stunden Unterricht - dann ist es schwierig, die Konzentration ist dann aufgebraucht.«
Sein Wunsch: dass die Kinder auch nach Ende der Grundschulzeit weitermachen mit den »Klavierstunden«.

Artikel vom 11.11.2005