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Angst vor einem Verkauf

Puppentheaterleiter fürchten Mietzins oder Kündigung

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Dagmar Selje (Dagmar Selje Puppenspiele) und Thomas Niekamp (Niekamp Theater Company) werden von Zukunftsängsten gequält. Die Stadt sucht einen Käufer für das Anker-Gebäude an der Ravensberger Straße, in dem das Zentrum Bielefelder Puppenspiele untergebracht ist, festes Haus für beide Bühnen.

Der städtische Immobilienservicebetrieb (ISB) als Eigentümer des Gebäudekomplexes möchte ein neues Technisches Rathaus errichten. Dorthin sollen dann alle die Ämter ziehen, die heute im Anker-Gebäude und im Kreishaus untergebracht sind. Für das Kreishaus wird ebenfalls ein Käufer gesucht. Der Hauptausschuss hat am 20. Oktober »grünes Licht« für eine Käufersuche gegeben.
Niekamp und Dagmar Selje: »Wir haben aus der Zeitung von diesen Plänen erfahren, fühlen uns wie vor den Kopf geschlagen.«
Das Puppentheater mit seinen 154 Plätzen wurde 1978 eröffnet und von Hellmut Selje, der bis dahin rund 30 Jahre im Bunker Ulmenwall gespielt hatte, geführt. Pro Jahr geben die beiden Bühnen im Theater 200 Vorstellungen für Kinder, 50 für Erwachsene. Auf Tournee zu gehen sei finanziell ein Muss. Jede der Bühnen bekommt pro Jahr 8000 Euro Betriebskostenzuschuss, die, so Niekamp, für »Versicherungen und kleinere Unterhaltungsarbeiten drauf gehen«; dazu käme ein Zuschuss von 6000 Euro vom Land. Miete verlange die Stadt nicht.
Werde das Anker-Gebäude verkauft, so fürchten die beiden Puppentheaterleiter, müssten sie entweder einen marktüblichen Mietzins entrichten (»Unmöglich, dann müsste das Theater geschlossen werden!«) oder das Mietverhältnis würde gar gekündigt. Niekamp: »Es kann doch niemand wollen, das die Institution Puppentheater einfach so verschwindet.« Denn an einen Neuanfang in einem neuen Theater glauben beide nicht: »Die Investition wäre wohl viel zu hoch.«
Ein wenig beruhigt sind Niekamp und Dagmar Selje seit gestern: Gabriele Schäfers-Wienecke, Vorsitzende des Kulturausschusses, versicherte in einem Schreiben, dass ein potenzieller Käufer die bestehenden Mietverhältnisse übernehmen müsse: »Kauf bricht Miete nicht.« Und vom ISB hoffe man, künftig schnell informiert zu werden.

Artikel vom 11.11.2005