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Schülerinnen erleben
den Stress einer Mutter

Elektronik-Puppen halten Mädchen auf Trab

Cindy (15) und Gina (13) hielt der Baby-Simulator Tag und Nacht auf Trab. Foto: Hennigs
Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Chan schreit. Routiniert greift Gina zum Fläschchen, das das Baby sofort beruhigt. Mutter-Kind-Alltag? Ganz und gar nicht: Denn Chan ist ein Baby-Simulator und die 13-jährige Gina die Teilnehmerin eines Pilotprojektes, das bis heute an der Matthias-Claudius-Schule in Versmold läuft.
Seit Montag sind acht Schülerinnen aus dem Kreis Gütersloh »Mütter auf Probe«. Rund um die Uhr müssen die 13- bis 16-Jährigen für »ihr« Baby dasein, das mit Computer und Sensoren ausgestattet ist. Es registriert, ob es richtig gehalten wird, ob es Zuwendung oder Gewalt erfährt, gefüttert oder gewickelt wird - rund um die Uhr. Mit einem Glucksen signalisiert die Puppe: Ich bin zufrieden. Wenn das Baby weint oder schreit, müssen die Mädchen herausfinden, was dem Säugling fehlt. Möchte er gefüttert oder gewickelt werden? Sandra (16) hat bereits eine schlaflose Nacht hinter sich: »Es hat nur geschrien!«
Man wolle die Mädchen nicht abschrecken, sagt Schulsozialpädagogin Sabine Grunt, sondern sie zu einer bewussteren Lebensplanung bringen. Dass ein Kind für sie momentan jedenfalls kein Thema ist -Êdarin waren sich die Mädchen schon vor dem Testlauf einig.

Artikel vom 10.11.2005