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Neun betagte Menschen getötet

Altenpflegerin fühlte sich »genervt« - Staatsanwalt erhebt Anklage

Bonn (dpa). Wegen der Tötung von neun betagten Patienten hat die Staatsanwaltschaft gestern Anklage gegen eine Altenpflegerin aus dem Raum Bonn erhoben.
Der 27-jährigen Frau werden nach Angaben der Ermittler vierfacher Mord, vierfacher Totschlag sowie Tötung auf Verlangen in einem Fall vorgeworfen. Ein medizinisches Gutachten bescheinige der Angeklagten uneingeschränkte Schuldfähigkeit, sagte gestern Fred Apostel, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn.
Die Opfer waren zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 78 und 93 Jahre alt. Die Todesfälle im Limbach-Stift in Wachtberg bei Bonn hatten sich zwischen November 2003 und Anfang 2005 ereignet. Die Pflegerin habe sich im Fall der vier Morde durch die Patienten »gestört und genervt« gefühlt, erklärte Fred Apostel. Sie habe sich gesagt: »Das stelle ich jetzt ab!«
In vier Fällen laute die Anklage nur auf Totschlag, weil die Frau angeblich aus Mitleid gehandelt habe und die Patienten von ihrem Leid habe befreien wollen. In einem Fall sei es tatsächlich so gewesen, dass eine Patienten die Altenpflegerin darum gebeten habe, sie zu erlösen. Die in Untersuchungshaft sitzende 27-Jährige hatte zunächst ein detailliertes Geständnis abgelegt, es später aber widerrufen. Die Staatsanwaltschaft glaube aber dennoch an den Wahrheitsgehalt der ursprünglichen Aussage, erklärte Apostel. Die Schilderung sei sehr komplex gewesen, und die Frau habe sehr gut Bescheid gewusst. Es sei nicht glaubhaft, dass sie durch die Aussage nur Aufmerksamkeit habe erregen wollen. »Die von ihr geschilderten Details müssen schon einen realen Hintergrund haben, sagte Apostel.
Wann der Prozess stattfindet, steht noch nicht fest.

Artikel vom 10.11.2005