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Star bestach besonders
durch seine Eleganz

Carola Höhn ist im Alter von 95 Jahren gestorben

Von Hilmar Bahr
München (dpa). Der ehemalige Ufa-Star Carola Höhn ist tot. Die Grande Dame des deutschen Films starb am Dienstagabend im Alter von 95 Jahren in einem Altersheim im noblen Münchner Villenvorort Grünwald.

»Sie ist ruhig eingeschlafen«, sagte eine Freundin der Film- und Fernsehdarstellerin gestern. Schon als Ufa-Star bestach Carola Höhn besonders durch ihre Eleganz. Filme wie »Königswalzer« oder »Der Bettelstudent« an der Seite von Johannes Heesters machten die Künstlerin schnell zu einem gefragten Leinwand-Idol.
Die als Tochter eines schwäbischen Kaufmanns in Wesermünde geborene Wahlmünchnerin nahm früh nach dem Besuch des Lyzeums und kurzer Berufstätigkeit Schauspielunterricht bei Julia Serda und Hans Junkermann in Berlin und hatte noch als Elevin ihren ersten Filmauftritt in »Ferien vom Ich«. Gemeinsam mit Heinz Rühmann wirkte sie danach in dem Film »Hurra, ich bin Papa« sowie in »Charleys Tante« (nicht mit Rühmann) und »Alle Tage ist kein Sonntag« mit. Als Synchronsprecherin lieh sie, was in der Öffentlichkeit weniger bekannt war, unter anderem den Hollywood-Größen Katharine Hepburn und Maureen O'Hara ihre Stimme.
Während des Zweiten Weltkriegs drehte Carola Höhn »Die lustigen Vagabunden«, »Mutter«, »Abenteuer im Grand Hotel«, »Leichtes Blut« und »Der Große Preis«. Nach 1945 spielte sie zunächst in Berlin Theater. Heinz Rühmann war ihr Partner in dem überaus erfolgreichen Schwankl »Der Mustergatte«. Gastspielreisen nach Bremen und Hannover wurden ebenfalls große Erfolge. Auch Filmregisseure hielten dann wieder lohnende Aufgaben für die große Schauspielerin bereit. In den 60er Jahren gab sie der Bühnentätigkeit den Vorzug und überzeugte nach Kritikermeinung unter anderem in »Staaatsaffären«, »Die Kaktusblüte«, »Guten Abend, Mrs. Sunshine« und »Feuerwerk«.
Zuletzt war Carola Höhn vor allem im Fernsehen zu sehen. So spielte sie in der beliebten Vorabendserie »Praxis Bülowbogen« die Schwiegermutter des 2003 gestorbenen Berliner Schauspielers Günter Pfitzmann.
Der Titel ihrer Autobiografie »Fange nie an aufzuhören« war auch immer das Lebensmotto der bis ins hohe Alter aktiven Schauspielerin, die zuletzt 1996 in München auf der Bühne stand. Ihren letzten öffentlichen Auftritt hatte die mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnete Schauspielerin im Sommer bei einem Empfang auf dem Münchner Filmfest.
»Ich bin kein Typ, der hinterm Ofen sitzt und Däumchen dreht«, sagte die Schauspielerin. Zusammen mit ihrem häufigen Filmpartner Heinz Rühmann spielte sie erfolgreich. Noch 1994 feierte sie in dem Musical »My Fair Lady« als Mutter des kauzigen Professors Higgins auf der Bühne des Berliner Theater des Westens große Erfolge. »Zu jeder Sache gehört aber auch ein gutes Quäntchen Glück«, räumte Carola Höhn immer ein, wenn sie auf ihre lange Karriere angesprochen worden ist, und betonte: »Ich hatte es.«
Carola Höhne erster Mann war der Fliegerkommandant Arved Krüger, der im Zweiten Weltkrieg 1943 gefallen ist. Ihr Sohn Michael-Arved wurde 1942 geboren und ist Rechtsanwalt von Beruf. 1968 heiratete Carola Höhn den Kaufmann Gerd Lange, der im Mai 1990 gestorben ist.

Artikel vom 10.11.2005