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Frauengehör ist sensibler
Interview mit Martin Klaassen, Geschäftsführer des Audio-Spezialisten GP Acoustics GmbH
Woran kann man - unabhängig vom Preis - eine gute Lautsprecherbox erkennen?Äußerliche Merkmale geben schon einen ersten Eindruck. Ich sehe mir die Verarbeitung an, die Qualität der Anschlussterminals, wie gut die Chassis eingebaut sind. Denn so wie es draußen aussieht, sieht's auch drinnen aus. Ich klopfe auch mal auf das Gehäuse. Klingt es hohl wie eine Kiste, hat der Lautsprecher wahrscheinlich Probleme mit Eigenresonanzen. Und dann geht's ans Hören - Stücke, die ich genau kenne. Dazu nehme ich einige meiner CDs mit. Wie wird der Lautsprecher mit unterschiedlichen Instrumenten in verschiedenen Tonlagen fertig?

Lohnt es sich, in gute und damit auch eher teure Boxen zu investieren, wo doch das menschliche Gehör viele Frequenzbereiche gar nicht mehr wahrnimmt?Auf jeden Fall, denn Lautsprecher sollen das wiedergeben, was wir hören, und zwar möglichst genau so, wie wir es im Original hören würden. Nehmen wir zum Beispiel eine Flöte. Der Lautsprecher soll also wie eine Flöte klingen, obwohl er gar keine Flöte ist. Gleiches gilt für eine Geige oder eine Stimme. Für die Entwickler ist es immer wieder eine Herausforderung, ein »Instrument« zu bauen, dass alle diese unterschiedlichen Töne und Klänge gleichermaßen gut wiedergibt. Und im Wort »gleichermaßen« liegt das Geheimnis eines guten Lautsprechers. Denn je besser die Wiedergabe über das gesamte Klang- und Leistungsspektrum sein soll, desto mehr Aufwand muss betrieben werden.

Wohin geht der Trend im Lautsprecherbau?Neue Techniken bei der Gehäuseherstellung haben die Design-Möglichkeiten in den letzten Jahren stark erweitert. Der viereckige Kasten hat sicher kaum noch Zukunft, Gehäusematerialien wie Aluminium erlauben einfach andere Designs. Insgesamt werden die Lautsprecher wohl kompakter und wohnraumfreundlicher, das Innenleben wird sich weiterentwickeln.

Gibt es typische Lautsprecher für Männer und Frauen?Schwierige Frage: Ich glaube, dass Lautsprecher für Männer technisches Spielzeug sind, das eine Funktion hat. Frauen hingegen sehen Lautsprecher eher als Teil des Wohnraums. Deshalb denke ich, dass schicke kleine Lautsprecher sicher öfter für Frauen das Ziel der Begierde sind, wohingegen Männer eher auf größere technisch anmutende Modelle abfahren.

Kaufen Frauen überhaupt hochwertige Soundsysteme und worauf achten sie?Das Gehör von Frauen ist wesentlich sensibler als das von Männern. Wenn wir Männer in unserer Standardlautstärke Musik hören, kann das sehr schnell für eine Frau unangenehm bis schmerzhaft sein. Außerdem reagieren sie viel sensibler auf Verzerrungen, also auf Unsauberkeiten im Klang. Frauen möchten also leiser, aber sauberer hören. Und das ist wirklich nur mit sehr guten Soundsystemen machbar.

Nach welchen Kriterien sollte man sich die optimalen Komponenten für ein Dolby-Surround-System aussuchen - etwa den größtmöglichen TV-Bildschirm mit den kleinstmöglichen Boxen kombinieren?Ein wesentlicher Faktor ist der Raum. Je größer der Raum, desto leistungsstärker sollte auch die Surround-Anlage sein. Natürlich spielt auch die Größe des Bildschirms eine Rolle. Rein instinktiv erwartet man von einem größeren Bild auch einen gewaltigeren Sound. Echter Kino-Genuss mit modernen Filmen ist ohne exzellenten Sound nun mal nur eine halbe Sache.

Ist es sinnvoll, eine TV-Surround-Anlage auch zum Hören von Musik-CDs zu nutzen?Ja, auf jeden Fall. Da müssen aber einige Voraussetzungen stimmen. Die Anlage muss auf Stereo umschaltbar sein, die Satelliten-Lautsprecher müssen HiFi-Niveau haben. Da viele Surround-Systeme mit Subwoofern ausgestattet sind, reicht der Bassbereich bei den Satelliten oft nicht aus. Hier holt man sich etwas Unterstützung beim Subwoofer, der allerdings besonders sorgfältig aufgestellt und eingepegelt werden muss. Das Ergebnis ist dann durchaus überzeugend.

Hand aufs Herz: Was klingt besser - die alten Vinyl-Platten oder eine CD? Für die Vinyl-Platte spricht die größere Wärme und Akkuratesse bei der Wiedergabe, für die CD sprechen mehr Dynamik und keine Qualitätsverluste. Ich habe mich für CDs entschieden.

Welches Material von Boxen bietet den besseren Klang: Holz oder Metall?Das Material ist nur im Zusammenhang mit dem Design entscheidend. Es kommt darauf an, ein Gehäuse zu konstruieren, das möglichst keine Eigenresonanzen im gesamten Klangspektrum hat. Denn nur aus einem Gehäuse, das selbst keine Töne erzeugt, kann eine Flöte wie eine Flöte und eine Geige wie eine Geige klingen.

Artikel vom 25.11.2005