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Zwei Atemzüge tödlich

Jetzt vier Tote nach Unfall in der Biogasanlage


Zeven (dpa). Bei dem schweren Unfall in einer Biogasanlage in Rhadereistedt bei Zeven (Kreis Rotenburg) sind insgesamt vier Menschen ums Leben gekommen. Gestern starben ein 55-jähriger Lkw-Fahrer und eine Mitarbeiterin (32) des Betriebs an ihren Verletzungen. Der 43-jährige Betriebsleiter und ein 30 Jahre alter Mitarbeiter waren bereits am Dienstag unmittelbar nach dem Einatmen giftiger Gase gestorben. Ein schwer verletzter 25-Jähriger wird weiter in einem Krankenhaus behandelt. Sein Zustand gilt als »stabilisiert«.
Der gestorbene niederländische Kraftfahrer hatte am Dienstag tierische Abfälle in der Biogasanlage abgeliefert. Der 25-Jährige hatte für ein Bremer Entsorgungsunternehmen Speiseabfälle abliefern wollen. Er war zu Fuß in die Halle gegangen, hatte den Unfall entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Retter fanden ihn wenig später bewusstlos am Betriebstor.
Die Ursache des schweren Unfalls ist nach Angaben des Gewerbeaufsichtsamts Cuxhaven weitgehend geklärt. »Wir gehen davon aus, dass beim Entleeren eines Tankfahrzeugs mit gehäckselten Schweinedärmen eine Schwefelwasserstoffwolke in ungewöhnlich hoher Konzentration frei geworden ist«, sagte ein Sprecher.
Die Konzentration des giftigen Gases müsse den Messungen zufolge 5000 Mal höher gewesen sein als der Schwellenwert, bei dem das Gas überhaupt wahrgenommen werden kann. Bei diesem Extremwert werde der menschliche Geruchssinn sofort betäubt und ausgeschaltet. »Wer das zwei Mal einatmet, hat keine Überlebenschance mehr.« Auf Störungen in der Anlage selbst weise bisher nichts hin. Ob es in dem Abfall-Tank außer Schweinedarm auch noch andere Stoffe gegeben habe, müsse noch geprüft werden.

Artikel vom 10.11.2005