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Begegnungen
mit der Familie

Michael Verhoeven erinnert sich

Von Burgit Hörttrich und
Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). »Ich habe viel erlebt, eine bewegte Lebensgeschichte« sagt Michael Verhoeven schlicht, wenn er erklären soll, warum er sein Buch »Paul, ich und wir« geschrieben hat. Er stellt klar: »Ich habe keine Mission, es ist keine Abrechnung, ich will nichts zurecht rücken.«

Gestern Abend präsentierte er sein Buch in der Universitätsbuchhandlung »Thalia«. Das Schreiben sei für ihn eine »Wiederbegegnung mit meiner Familie« gewesen, »mit Menschen, die ich persönlich gar nicht kannte«.
Obwohl er Tagebuch geschrieben habe, habe er gar nicht erst nachgelesen, sondern sich auf das verlassen, an das er sich noch erinnern konnte. Verhoeven: »Das war schön.« Er sei im Grunde überredet worden, das Buch zu schreiben, er habe aber immer abgewunken: »Ich habe keine Zeit.« Während der Arbeit am Schneidetisch für den Dokumentarfilm »Der unbekannte Soldat« sei der Zeitpunkt dann aber »wunderbar« gewesen. Verhoeven: »Ich hatte Freude daran.«
Allerdings habe er sich nicht dazu durchringen können, Tonbänder seines Vater Paul Verhoeven anzuhören. Michael Verhoeven: »Ich habe die Tonbänder abschreiben lassen und dann ging es. Ich habe die Abschriften gelesen wie ein Buch.«
Ein Publikum habe er sich nicht vorgestellt, als er geschrieben habe: »Das tue ich bei meinen Filmen auch nicht.«
Lesungen halte er nur in wenigen Städten, aber er tue es gern - vor allem, wenn die Lesung in einer Buchhandlung stattfinde: »Buchhandlungen, das sind für mich wunderbare Orte.«
In seiner Familie sei seine Frau Senta Berger die Leserin von Biografien, er selbst greife seltener dazu. Dass er gestern Abend aus »Paul, ich und wir« vorlas, während im Fernsehen der Film »Die Konferenz« mit seiner Frau in der Hauptrolle gezeigt wurde, mache ihm nichts aus: »Natürlich kenne ich den Film schon - wir bekommen ihn ja schon vor der Ausstrahlung zu sehen.«
Vermutlich, räumt Michael Verhoeven ein, vermutlich werde »Paul, ich und wir« nicht sein letztes Buch bleiben: »Ich werde schon wieder gedrängt, aber ich habe nun wirklich keine Zeit dafür!«

Artikel vom 10.11.2005