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Altstadt-Pflasterung im Eiltempo

Heftige Streitigkeiten und kleine Scharmützel sind bereits Vergangenheit

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Sie ist pünktlich fertig geworden, die Bielefelder Altstadt. Am Samstag, 12. November, um 13 Uhr verlegt Oberbürgermeister Eberhard David symbolisch den letzten Stein am Alten Markt/ Niedernstraße. Restarbeiten wie die Verfüllung der Fugen in Gehwegbereichen, sollen im Frühjahr 2006 erledigt werden.

Neu gepflastert wurden 15 200 Quadratmeter Fußgängerzone mit Granit aus der südostchinesischen Provinz Fujian.
Die Steine sind eine Geschichte für sich:
Eigentlich hatte man sich im Frühjahr 2004 für Granit aus Indien entschieden. Im Frühjahr 2004 sollten die Arbeiten bereits beginnen, in zwei Abschnitten zu Ende gebracht werden. Fertigstellungstermin wäre in dem Fall aber ebenfalls der Herbst 2005 gewesen. Die Steine aus Indien gerieten jedoch in den Ruch, von Kindern gebrochen und weiter bearbeitet zu werden. Obwohl man in der Bauverwaltung versicherte, man werde ausschließlich Steine »mit Zertifikat« verwenden, sollten es Steine aus Indien keinesfalls sein.
Bis zu diesem Zeitpunkt stand die Verwendung von Natursteinen nicht in Frage. Dann aber wurde diskutiert, ob es nicht auch ein Kunststein sein könne - schon allein aus Kostengründen.
Es folgten Besichtigungen von Politikern, Kaufmannschaft und Verwaltung (Lenkungsgruppe Altstadt) in den Fußgängerzonen deutscher Städte, Ortstermine auf dem Bauhof, bei denen unterschiedliche Natur- und Kunststeinsorten unter die Lupe genommen wurden, heftige Diskussionen Pro und Contra und schließlich die Entscheidung für den Granit aus China mit seiner gelb-braun-anthrazitfarbenen Struktur.
Kleinere Scharmützel (im Vergleich) wurden ausgetragen, als die Robinien in Niedern-, Obernstraße und am Gehrenberg gefällt wurden, als der Merkurbrunnen auf dem Alten Markt Platz machen musste für einen neuen Brunnen mit Wasserfontänen und Beleuchtung, in der Frage, ob es eine so genannte Gossenspülung geben sollte oder nicht, ob auch die obere Obernstraße mit der Zufahrt zur Klasingstraße neu gepflastert werden sollte. . .
Unstrittig: Ruhebänke (Modelle »Kronach« und »Neanderthal«), Leuchtstelen und Spielgeräte.
Um den engen Zeitplan einhalten zu können - offizieller Beginn war in der Woche nach Ostern Ende März 2005 - wurde die Arge Bielefelder Altstadt mit drei heimischen Bauunternehmen gebildet; drei Kolonnen arbeiteten gleichzeitig in verschiedenen Straßen, um zügig voran zu kommen. Die Leitungs- und Kanalverlegearbeiten waren weitgehend bereits 2004 abgeschlossen worden.
Anstelle des traditionellen Leinewebermarktes wurde im Mai 2005 eine Baustellenparty gefeiert und überhaupt: Bielefelder und ihre Gäste lobten die »neue Altstadt« von dem Moment an, in dem das erste Straßenstück fertig gestellt war. Der Alte Markt ist inzwischen längst (wieder) gute Stube, das Hufeisen wieder Anziehungspunkt. Gekostet hat die Sanierung 3,8 Millionen Euro, davon müssen die Anlieger 1,14 Millionen Euro übernehmen, das Land zahlt eine Million, die Stadt 1,6 Millionen.
Und am Montag, 21. November, wird der Weihnachtsmarkt eröffnet. Pünktlich.

Artikel vom 10.11.2005