09.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Auch Mädchen dürfen
auf den Kaiser-Thron

In Japan steht Gesetzesänderung bevor

Aiko könnte die erste japanische Kaiserin werden.

Tokio (Reuters). Japan will Medienberichten zufolge Mädchen und Jungen bei der Thronfolge künftig gleichberechtigt behandeln. Eine entsprechende Gesetzesänderung bräche mit der Tradition der japanischen Monarchie, den Thron lediglich männlichen Nachkommen vorzubehalten. Wie die japanischen Medien gestern berichteten, werde ein beratendes Gremium wohl empfehlen, dem Erstgeborenen den Thron zu vererben - egal, welches Geschlecht er hat. »Das entspräche der Gleichberechtigung und würde es erlauben, die Thronfolge zeitig zu regeln«, sagte der Professor und Monarchie-Experte Hidehiko Kasahara. Der Vorsitzende des Rats, Hiroyuki Yoshikawa, hatte unlängst bereits erklärt, Frauen solle erlaubt werden, den Thron zu besteigen.
Yoshikawa hatte aber offen gelassen, ob ein männlicher Nachkomme Vorrang vor einer älteren Schwester erhalten sollte. So ist es gegenwärtig etwa in Spanien geregelt. Auch dort sind mit der Geburt einer Tochter vor wenigen Tagen erneut Diskussionen über die Thronfolge entflammt. Die sozialistische Regierung plädiert für eine Verfassungsänderung, um Mädchen und Jungen gleichberechtigt werden zu lassen. Ein solches Änderungsverfahren wäre allerdings sehr kompliziert. In Japan wird erwartet, dass die Regierung bei der nächsten Parlamentssitzung über eine Neuregelung berät. Möglicherweise darf dann die drei Jahre alte Prinzessin Aiko die erste regierende Kaiserin seit dem 18. Jahrhundert werden. Kritik an den Plänen kommt indes von Ultra-Konservativen, die davor warnen, mit Traditionen zu brechen.

Artikel vom 09.11.2005