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Klinikum Minden: Firma
von Baustelle verwiesen

Erste Maßnahmen gegen Billiglohn

Von Ernst-Wilhelm Pape
Minden (WB). Beim Neubau des Klinikums Minden wird gegen Vorschriften verstoßen. Das hat Klinik-Geschäftsführer Gerald Oestreich bestätigt.

Mehrere Firmen hielten sich nicht an das Tariftreuegesetz und verweigerten ihren Beschäftigten den tariflichen Mindestlohn, sagte Oestreich gestern dieser Zeitung. Eine Eisenflechterei aus Berlin sei bereits von der Baustelle verwiesen worden.
Es gebe ferner Hinweise, dass Firmen keine Beiträge zur Sozialversicherung zahlten. Alle 32 derzeit auf der bundesweit größten Krankenhausbaustelle tätigen Unternehmen seien bereits schriftlich aufgefordert worden, sich an Recht und Gesetz zu halten, sagte Oestreich.
Die 32 Firmen beschäftigten 220 Menschen auf der Baustelle. Bei weiterem Baufortschritt würden es mehr als 500 sein. Klinikleitung und die Industriegewerkschaft Bau-Agrar-Umwelt hätten vereinbart, gemeinsam gegen die Vorstöße vorgehen. Die Gewerkschaft habe bereits eine Liste aller am Bau beteiligten Firmen erhalten. Über Missstände auf der Baustelle werde man sich gegenseitig unterrichten.
Nach Gewerkschafts-Angaben soll die Eisenflechterei aus Berlin ihren 40 deutschen Beschäftigten aus dem Raum Hannover/Minden bisher noch keine Löhne gezahlt haben. Drei Monatslöhne stünden noch aus, sagte Gewerkschaftssekretär Bodo Matthey. Hierfür werde die Gewerkschaft jetzt den Hauptunternehmer Max Bögel aus Bayern und den Subunternehmer Temme aus dem Raum Berlin verantwortlich machen.
Bei den Firmen, die keinen Mindestlohn zahlten, handele es sich um Unternehmen aus Kroatien und der Slowakei. Den Firmen werde auch vorgeworfen, gegen das Arbeitszeitgesetz zu verstoßen Matthey: »Wir haben in dieser Woche das Staatliche Amt für Umwelt und Arbeitsschutz eingeschaltet und um eine Überprüfung gebeten.«

Artikel vom 09.11.2005