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Diskriminierung spüren
die Einwanderer täglich

Schattenwirtschaft ernährt viele Familien

Paris (dpa). Sie haben weder Schulabschluss noch einen Job, sind aber trotzdem gut im Geschäft. Zum Beispiel der 22 Jahre alte Moussa aus Evry.

Was er so macht? »Bizzness«, lautet die lakonische Antwort, aber in den armen Trabantenstädten französischer Metropolen weiß jeder, was damit gemeint ist. Die Geschäftsmöglichkeiten sind vielfältig: Autos oder Fernseher stehlen und weiterverkaufen, Markenkleidung fälschen oder nachschneidern, ganz abgesehen von Schwarzarbeit, Geldwäsche und natürlich Drogenhandel. Nach offiziellen Statistiken der Europäischen Union (Eurostat) wird mit dieser Schattenwirtschaft zwischen tristen Wohnblocks um Lyon, Marseille, Paris und anderswo bis zu 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Frankreichs erwirtschaftet. Die Schattenwirtschaft ernährt viele Großfamilien von Einwanderern in den Wohntürmen, wo sich oft zehn und mehr Menschen Zwei- oder Drei-Zimmerwohnungen teilen.
Die »alltägliche Diskriminierung« bei der Jobsuche, über die man in Frankreich nicht gern spricht, spüren die Einwanderer ständig am eigenen Leib. »Wenn im Lebenslauf Mantes-la-Jolie als Wohnort steht und Dein Name arabisch klingt, kannst Du die Bewerbung vergessen«, sagt der Marokkaner Aziz Senni, der es mit harter Arbeit »geschafft hat«. Senni hat fünf Brüder und Schwestern und wurde in einem Randviertel von Lyon geboren. Heute ist er Leiter eines Transportunternehmens und hat ein Buch über seinen Werdegang geschrieben. Der Titel: »Der Fahrstuhl des sozialen Aufstiegs steckt fest, also habe ich die Treppe genommen«.

Artikel vom 09.11.2005