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Sitzt der Mörder
schon in Haft?

Kripo verdächtigt Ex-Einzelkämpfer

Von Christian Althoff
Petershagen (WB). Drei Monate nach dem Mord an Autovermieter Carsten G. (28) aus Petershagen glauben die Ermittler, den Täter zu kennen. Es soll ein früherer Bundeswehr-Einzelkämpfer (40) aus Bad Oeynhausen sein.
Kaufmann Carsten G. soll im Streit um Geld erschossen worden sein.

Carsten G., Mitarbeiter der Sixt-Autovermietung in Minden, war in der Nacht zum 6. August erschossen worden. Der Täter hatte das Opfer mit Flacheisen beschwert in Maschendraht gewickelt und im Schleusenkanal von Petershagen versenkt.
Die Mordkommission geht davon aus, dass der Kaufmann Opfer einer Auseinandersetzung innerhalb der Einbrecherbande geworden ist, der er angehörte. Die vierköpfige Bande soll in wechselnder Besetzung in Hessen, Niedersachsen sowie Ostwestfalen-Lippe gewerbsmäßig Einbrüche in Einzelhandelsgeschäfte wie etwa Baumärkte begangen haben. Die Waren wurden in Hallen zwischengelagert und zum Teil über das Internet-Auktionshaus Ebay verkauft.
Eines der vier namentlich bekannten mutmaßlichen Bandenmitglieder ist ein 40 Jahre alter Mann aus Bad Oeynhausen, verheiratet und Vater eines Kindes. Er war Einzelkämpfer bei der Bundeswehr und hatte später eine mehrjährige Haftstrafe absitzen müssen, nachdem er ein Bundeswehrdepot an der holländischen Grenze überfallen und Waffen erbeutet hatte. Dieser Mann soll nach Überzeugung der Kripo den Mord an Carsten G. begangen haben. Das haben Fahnder gegenüber Zeugen geäußert, die im Rahmen der Ermittlungen befragt worden waren. Die Mordkommission wollte gestern keine Stellungnahme zum aktuellen Ermittlungsstand abgeben.
Dem Vernehmen nach soll es zwischen Carsten G. und dem Bad Oeynhausener zu einem Streit um eine fünfstellige Summe gekommen sein. Als Indiz gegen den Oeynhausener werten die Ermittler außerdem seine schwerkriminelle Vergangenheit und die Aussage von Zeugen, dass er eine scharfe Pistole besitzen soll. Zudem soll der zweifache Kopfschuss, mit dem Carsten G. getötet worden war, für einen Täter sprechen, der sich seit langem mit Waffen beschäftigt.
Die Ehefrau des Oeynhauseners hat allerdings angeben, zur vermuteten Tatzeit mit ihrem Mann vor dem Fernseher gesessen zu haben. Stutzig soll die Polizisten jedoch gemacht haben, dass sie sich fünf Wochen später noch genau erinnern konnte, welcher Film an jenem Abend gezeigt worden war.
Der Haftbefehl, auf dessen Grundlage der Oeynhausener seit neun Wochen in Untersuchungshaft sitzt, stützt sich im Moment allein auf die Aussage eines Bandenmitglieds, das angegeben hatte, der 40-Jährige sei bei zwölf Einbrüchen dabeigewesen.
Strafverteidiger Andreas Wiesmann nannte das Vorgehen der Kripo gestern »nicht nachvollziehbar«: »Die Polizei hat nichts in der Hand, was meinen Mandanten hinsichtlich des Mordes belastet.« Wiesmann hat beim Landgericht Haftbeschwerde eingelegt, da sein Mandant auch die Einbruchsserie bestreitet.

Artikel vom 10.11.2005