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In der CSU umstritten: Edmund Stoiber.

Heftige Kritik an
Stoiber aus Bayern

In Berlin kam der CSU-Chef glimpflich davon

München/Berlin (dpa). Nach seinem umstrittenen Verzicht auf ein Berliner Ministeramt sieht sich der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber verstärkt Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt.
Während er gestern in der Sitzung der CSU-Landesgruppe des Bundestags nicht direkt angegriffen wurde, blieb die Stimmung in Bayern äußerst gereizt. So forderte CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann von Stoiber in einer scharfen Abrechnung die grundlegende Änderung seines Führungsstils.
Stoiber hatte mit seinem Rückzug aus Berlin bereits zuvor für heftige Turbulenzen in der Union gesorgt. Die derzeitigen Probleme seien entstanden durch eine Abfolge »mehr oder minder einsamer Entscheidungen« Stoibers, sagte Herrmann. »Das kann auf Dauer so nicht gut gehen.«
Herrmann betonte, bisherige Gespräche mit Stoiber hätten »immer nur für relativ kurze Zeit« vorgehalten.
Entgegen den Erwartungen nahm Stoiber nicht an der Sitzung der Unions-Fraktion in Berlin teil, sondern reiste nach München zurück. Die mit Spannung erwartete Sitzung der CSU-Landesgruppe verlief für ihn nach Teilnehmer-Angaben glimpflich. Danach wurde keine offene Kritik an Stoiber geäußert, der vor einer Woche seinen Verzicht auf das Amt des Bundeswirtschaftsministers erklärt hatte.
Die Diskussion sei konstruktiv gewesen, sagten mehrere Bundestagsabgeordnete. »Stoiber hat offenbar die Stimmung verstanden«, meinte ein Parlamentarier. Unter anderem habe er zugesagt, öfter mit dem Landesgruppe zu reden als in der Vergangenheit. CSU-Landesgruppenchef Michael Glos sagte im Anschluss in Anspielung auf die parteiinterne Debatte, jeder habe gespürt, dass »es ein kleines Beben gegeben hatte«.

Artikel vom 09.11.2005