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Arne in der Heldenrolle

Gold-Derby: Minden holt in Lübbecke einen Punkt

Von Oliver Kreth
Lübbecke (WB). Nach der Papierform war alles klar: Minden kam zum Gold-Derby nach Lübbecke ohne Just und Backovic, die Hausherren traten in Bestbesetzung an. Aber das ist das Schöne am Sport: Entscheidend ist auf dem Platz.

Da machte die Richard-Ratka-Rasselbande ein ganz starkes Spiel. 30:30 stand es nach 60 Minuten. Und Ratka gab nach dem Abpfiff den Handball-Hamlet: »Punktverlust oder Punktgewinn? Das ist die Frage.«
Denn zwei Minuten vor dem Spielende in der ausverkauften Kreissporthalle führten die Gäste nicht unverdient mit 27:30. Unter anderem dank des Ballverlustes von Ivan Vukas und dem finalen Treffer von Daniel Kubes konnte die Mannschaft von Jens Pfänder aber noch ausgleichen und das neunte Unentscheiden im 50. Aufeinendertreffen perfekt machen.
Dramatik gab es aber nicht nur in der Schlussphase. Es wurde auch ein Drehbuch geschrieben, das Hollywood-reif ist. Der Hauptdarsteller: Arne Niemeyer. Der Kopf der Grün-Weißen hatte in der Nacht zu Samstag einen familiären Trauerfall zu beklagen und nach exakt 13,15 Minuten der ersten Halbzeit knallte er derart heftig mit seinem Schädel auf den Hallenboden, dass er von zwei Betreuern gestützt torkelnd die Halle verlassen musste. Dennoch lag Minden zur Halbzeit nur mit 14:16 hinten. GWD-Manager »Hotti« Bredemeier: »Wir sind der moralische Sieger der ersten Halbzeit. Hoffentlich werden wir jetzt nicht abgeschlachtet.«
Das verhinderte neben GWD-Schlussmann Malik Besirevic der wieder erholte Arne Niemeyer, der in der fünften Minute des zweiten Durchgangs aufs Parkett zurückkehrte; neben dem Schädelbrummen war in der Kabine auch der beim Foul entstandene Bänderriss am äußeren Mittelfuß verarztet worden. TuS-Trainer Jens Pfänder kritisch: »In der Phase, wo Arne Niemeyer nicht mitwirken konnte, haben wir geschludert.«
In der 46. Minute gingen die Gäste dann erstmals in Führung, die sie durch die Niemeyer-Treffer bis auf drei ausbauen konnten. Am Ende blieb ihnen ein Punkt und Richard Ratka die Erkenntnis: »Wir hatten das Quäntchen Glück, und der TuS hat uns wohl auch ein bisschen unterschätzt. Wir haben zehn Spieler eingesetzt, die aus der Region stammen, diese konnten mehr mit dem Derby anfangen als vielleicht mancher Nettelstedter Spieler. Das war Derbycharakter.«
Jens Pfänder, der in der Pause die Phon-Belastbarkeit der Kabine austestete: »In der Anfangsphase waren wir spielerisch gut aufgestellt. Wir haben da vielleicht geglaubt, wir können leicht gewinnen. Ein Trugschluss. GWD hat mit mehr Emotionen gespielt, und wir haben mit unseren Chancen gewuchert und sie nicht verwertet. GWD hat den Punkt verdient. Die Emotionen aus den letzten beiden Minuten hätte ich mir eher gewünscht.« Und sicher auch nicht erst in dieser Phase die Paraden des genesenen Nandor Fazekas.
Gefasst gab sich nach dem Spiel der Derby-Held. Arne Niemeyer: »Wir haben uns ungeachtet des Punkverlustes, so sehe ich es nach der 27:30-Führung, besser geschlagen, als alle es erwartet haben. Nicht zuletzt, weil wir an uns geglaubt und besser gekämpft haben als der TuS.«
TuS-Tore: Van Olphen 6/3, Hartmann 6, Fölser 4, Sudzum 4, Hermann 4, Tönnesen 3, Kubes 1, Greiner 1, Schröder 1
GWD-Tore: Niemeyer 7, Buschmann 7, Gudjonsson 6/2, Vukas 4, Simon 3, Kouzelev 2, Schäpsmeier 1
Zuschauer: 3200 (ausverkauft)
Strafminuten: 10 / 10

Artikel vom 14.11.2005