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Im Urlaub auch etwas für
die eigene Gesundheit tun
Neue Angebote vorgestellt: Reisekonzern TUI kooperiert mit Krankenkassen
Es ist natürlich kein Urlaub auf Krankenschein, aber die Kooperation von TUI mit der DAK und der KKH ist trotzdem ein bemerkenswerter Fall von Crossmarketing. Erstmals können Gäste des Touristikkonzerns in der Sommersaison 2006 gesundheitsspezifische Angebote in den Ferien bei ihrer Krankenkasse abrechnen.
Die Vereinbarung sieht vor, unbürokratisch bei Vorlage der Teilnahmebestätigung bis zu 150 Euro zu erstatten. Kunden anderer Versicherungsunternehmen haben ähnliche Ansprüche, müssen diese aber individuell geltend machen und notfalls einklagen. Die TUI plant allerdings jetzt schon, Verhandlungen mit weiteren Kassen aufzunehmen.
Immer individueller, immer hochwertiger: Zu diesem Ziel des Hannoveraner Konzerns passt der Ausbau des Angebots von Flusskreuzfahrten. 43 Routen, 28 Schiffe, 400 Termine: Europas Flüsse sollen 2006 für Pauschalreisende attraktiver werden. Die Palette der Ziele ist breit - das bayerische Vilshofen steht ebenso auf dem Kreuzfahrtplan wie die russische Zarenmetropole St. Petersburg. Der Vorteil gegenüber direkt gebuchten Touren: Mindestens ein Ausflug ist im Reisepreis eingeschlossen.
Nachdem der TUI-Konzern dieses Jahr schon mit dem Kauf einer kanadischen Frachtschiffgesellschaft Schlagzeilen machte, plant er nun, Flussschiffe zu bestimmten Terminen komplett zu chartern. »Dies könnte 2007 realisiert werden«, sagt TUI-Deutschland-Chef Volker Böttcher - und laut denkt das Unternehmen auch bereits über den Bau und die Bereederung eigener Flussschiffe nach.
Was mit einem Golfkatalog und der Aufmachung von Winterkatalogen wie Skiatlanten begann, setzt sich nun mit neuen sportspezifischen Sonderkatalogen fort. Erstmals wird es 2006 einen Tauch-Katalog sowie zusammengefasste Angebote für Wanderer und Radfahrer geben. Touristikchef Sören Hartmann: »Stand die Pauschalreise einst für Badeurlaub am Mittelmeer, so sind jetzt auch Gletscherbiking in Chile oder die Alpenüberquerung per Fahrrad möglich. Da Sonne und Strand aber weiterhin hoch im Kurs stehen, wird es auch einen speziellen Strandsportkatalog geben.«
Die Urlaubspreise steigen im kommenden Jahr um durchschnittlich 2,3 Prozent an, hauptsächlich wegen der Preispolitik der Mineralölkonzerne. Die Kerosinkosten schlagen voll auf den Reisepreis durch.
Sparen können die Urlauber dennoch - nämlich, wenn sie während der Fußball-WM reisen. Dann nämlich gelten in vielen Gebieten Sonderpreise, die sich auch mit Frühbucherrabatten oder Bestpreis-Zimmern kombinieren lassen. Die WM stellt den Konzern vor Herausforderungen: Sobald für die deutsche Manschaft das Turnier beendet ist (im günstigsten Fall also erst nach dem Finale) wird ein großer Ansturm auf kurzfristige Sommerreisen erwartet.
Aber mit der WM im eigenen Land möchte man natürlich auch Geschäfte machen. So gibt es WM-Reisen innerhalb Deutschlands zu den Spielorten - interessant besonders für die glücklichen Besitzer von Tickets. Aber auch in ausgewählten Urlaubsorten werden Übertragungen auf Großbildleinwänden inclusive Freigetränken und Barbecue angeboten.
Künftig will sich die TUI aber auch stärker den 17,5 Millionen Deutschen widmen, die eine Ferienwohnung buchen. Von diesen nehmen bislang nur 20 Prozent die Hilfe eines Veranstalters in Anspruch. Gemeinsam mit dem Tochterunternehmen Wolters Reisen, dessen Name allmählich verschwinden soll, legt TUI im Sommer sieben Kataloge mit 15 000 Quartieren in 22 Ländern auf.
Ein vier- bis fünfprozentiges Umsatzplus sei bei maßvoller Kapazitätspolitik durchaus drin, so Volker Böttcher, der bei der Vorstelung der Sommerprogramme für 2006 im kubanischen Badeort Varadero auch die Bilanz dieses Jahres zog: Die Gewinner hießen Kenia (plus 63 Prozent), USA (plus 43 Prozent), Italien (plus 40 Prozent), Österreich (plus 39 Prozent) und Marokko (plus 31 Prozent) mit deutlich höheren Gästezahlen. Mallorca legte um neun Prozent zu. Verlierer waren Ägypten, Bulgarien, die Malediven und Sri Lanka. Thailand kam nach dem Tsunami mit einem blauen Auge davon.
Das Sommerwetter in Deutschland und Österreich hat allerdings bei vielen Urlaubern Frust ausgelöst. So kann man im nächsten Jahr bei diesen Zielen mit Einbrüchen rechnen, der Urlaub im Süden wird wieder attraktiver. Unverändert stark wird wohl auch die Zunahme bei Fernreisen bleiben, die in den vergangenen zwei Jahren einen regelrechten Boom erlebt haben. Thomas Albertsen

Artikel vom 12.11.2005