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Freiheit -
Was ist das?

Hegge-Ärztetagung

Kreis Höxter/Niesen (WB). Das Christliche Bildungswerk »Die Hegge« war Schauplatz einer spannenden Auseinandersetzung zwischen Hirnforschung und Philosophie.

Schon vor zwei Jahren, damals hieß das Thema: »Was bleibt von der Freiheit?« - kreiste eine Heggetagung um die Frage, ob angesichts der neuen Ergebnisse der Hirnforschung von einer Entscheidungsfreiheit des Menschen überhaupt noch die Rede sein könne.
»Freiheit - eine Illusion!« Wenn dieses Schlagwort von Seiten der Hirnforschung das letzte Wort hätte, würden Begriffe wie Selbstverantwortung, Gewissensentscheidung, Schuldeinsicht ihren Sinn verlieren. So kreiste das Gespräch letztlich um die Frage: Was eigentlich verstehen wir unter Freiheit? Wie kann - unter naturwissenschaftlichem Aspekt - Freiheit gedacht werden, wenn menschliches Verhalten sich unter dem Diktat der Nervenzellen als vollkommen festgelegt erweist? »Müssen wir nicht«, so fragt der Philosoph, »in einer spezifisch personalen Auffassung menschlichen Handelns, Freiheit begreifen als eine mögliche besondere Qualität kausaler Determination?
Referenten der Tagung waren Dr. rer.nat. Christian Hoppe, klinischer Neuropsychologe in Forschung und Patientenversorgung an der Bonner Universitätsklinik für Epilepsie; Prof. Dr. Thomas Buchheim, Professor für Philosophie an der Universität München, Leiter des Forschungsprojekts: »Freiheit auf Basis von Natur?«.
Gesprächsleiter war Dr. med. Ulli Polenz, Paderborn. Der Neuropsychologe berichtete zunächst aus der Arbeit seiner Klinik, schilderte die ärztlichen Absichten und klinischen, einschließlich chirurgischen Verfahren bei Epilepsiekranken. Die Darstellung von Forschungsergebnissen in diesem Zusammenhang führte dann zur Problematik des Freiheitsbegriffs. Dem Philosophen - selbst bestens vertraut mit der Hirnforschung - ging es darum, das Besondere beim Menschen, das ihn etwa vom Hund unterscheidet, herauszustellen: Die speziellen Ansprüche und Fähigkeiten, denen menschliches Handeln entspringt und zu entsprechen hat, seien ganz andere als bei Naturprozessen. Unter diesem Aspekt bleibe die Bejahung der Freiheit unverzichtbar.

Artikel vom 11.11.2005