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Der Glücksanzug muss in die Reinigung

Saftig traurig: Schieri Weiner und die Frankfurter Eintracht setzen Arminias Serie ein Ende

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Wenn Reinhard Saftig am 19. November, der Tag des Heimspiels gegen Bayern, seinen Kleiderschrank öffnet, wird ihm die Wahl des passenden Outfits nicht so leicht fallen wie zuletzt. Saftig: »Jedes Mal, wenn wir verlieren, wechsle ich meine Sachen.« Seit dem 1:1 in Leverkusen trug Arminias Sportchef bei Spielen die selbe Kleidung.
Reinhard Saftig
Das 0:3 in Frankfurt gibt Saftig die Gelegenheit, den Anzug in die Reinigung zu bringen. »Vier Mal habe ich jetzt dasselbe bei einem Bundesligaspiel angehabt, nun muss ich mir etwas neues zusammenstellen. Wenn man zu häufig verliert, kann es schon mal sein, dass es schwierig wird, noch etwas zu finden«, lachte Saftig. Der Aberglaube des Sportchefs flog auf, als sich DSC-Finanzboss Roland Kentsch in den Katakomben der Commerzbank Arena grinsend seinem Geschäftsführerkollegen zuwandte und sagte: »Tja, jetzt müssen sie wohl wieder den Anzug wechseln.«
Das alles erinnert doch ganz stark an Udo Latteks blauen Pullover, den er als Manager des 1. FC Köln mal so lange trug, bis die Geißböcke nach stolzer Siegesserie wieder ein Spiel verloren.
Weder Kentsch noch Saftig hätte natürlich etwas dagegen gehabt, wenn der 53-Jährige seinen Erfolgszwirn zumindest noch bei einer weiteren Partie angehabt hätte. Denn gegen die Eintracht, einen direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, zu verlieren, ist ein doppelt hartnäckiger Fleck auf der durch drei Siege in Serie blütenweiß gewaschenen DSC-Weste. Allerdings: Einen Schandfleck hinterlässt die 0:3-Schlappe nun auch wieder nicht. Frankfurts Sieg war kein schmutziger, im Gegenteil, er war sauber herausgespielt.
Alexander Meier (22) und Ioannis Amanatidis (23) - diese zwei Eintracht-Offensiven spielten die Arminia-Abwehr ein paar Mal im Schleudergang schwindelig und hatten mal wieder so viel Freude an der Ausübung ihres Berufs, dass sie es mit Kurzpassspiel und Kabinettstückchen zuweilen sogar etwas übertrieben.
Ihre beschwingliche Leichtigkeit animierte das Frankfurter Publikum sogar zu La Ola. Zum ersten Mal während der Partie schwappte nicht nur eine Welle der Begeisterung durch die Arena, sondern wurde an diesem kalten Novembertag auch ein wenig Vorfreude auf den kommenden Sommer, auf die Weltmeisterschaft geweckt.
Freilich nicht in den Köpfen und Herzen der Arminen - die hatten für derlei Sentimentalitäten nun wirklich keine Kapazitäten. Viel zu sehr waren die Spieler, allen voran Kapitän Mathias Hain, sowie Trainer Thomas von Heesen mit Schiedsrichter Michael Weiner beschäftigt. »Ich habe es mir abgewöhnt, mich über Schiedsrichter zu äußern. Aber es waren zehn, 15 Dinge, die nicht in Ordnung waren«, klagte von Heesen. Darunter entscheidende: der Freistoß, der zum 0:1 führte und keiner war und die Ecke, die zum 0:3 führte und auch keine war. Aber am allermeisten störte von Heesen, wie Weiner mit Sibusiso Zuma umging. »Sibu ist doch ein ganz fairer Fußballer.« Weiner aber hatte es auf Zuma abgesehen, sah in jedem Körperkontakt gleich ein Vergehen des Südafrikaners. Von Heesen: »So kann ich einen Spieler nicht behandeln.« »Warum geben Schiedsrichter so selten zu, dass sie einen Fehler gemacht haben? Das ärgert mich maßlos«, begründete Matze Hain, was ihn auf die Palme brachte.
Zurück zu Zuma: Erst seit gestern ist der 30-Jährige wieder in Bielefeld. Von Frankfurt war Zuma nach Paris geflogen, um einen Werbetermin mit Schuhausrüster Nike wahrzunehmen. »Dienstag oder Mittwoch«, sagte Reinhard Saftig, »reist Zuma zum Länderspiel«. Samstag trifft die Bafana Bafana auf Senegal. Mit Nationaltrainer Stuart Baxter sei, so von Heesen, abgesprochen, »dass Zuma nur eine Halbzeit spielt«. Der DSC-Coach weiter: »Aber daran hat sich Baxter schon mal nicht gehalten.« Montag wird der zweifache Familienvater Zuma in Bielefeld zurückerwartet, damit er die Vorbereitung aufs Bayern-Spiel komplett absolvieren kann.

Artikel vom 08.11.2005