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Friesinger auf Wolke 7

Nach Traum-Weltrekord Olympia-Favoritin in Turin

Calgary (dpa). Anni Friesinger stieß die Fäuste in die Luft und strahlte über das ganze Gesicht: Mit dem Traum-Weltrekord auf ihrer Paradestrecke über 1500 m hat die 28-jährige Inzellerin der Weltmeisterin Cindy Klassen den Kampf angesagt.

In 1:53,22 Minuten fixierte die Olympiasiegerin bei Testrennen der Eisschnellläufer in Calgary ihren vierten Weltrekord auf dieser Distanz und unterbot die erst neun Tage alte Bestzeit ihrer kanadischen Dauer-Rivalin gleich um 0,55 Sekunden.
»Das war ein Superlauf. Da hat wirklich alles gepasst«, schwärmte Anni Friesinger wenige Minuten nach ihrem Lauf freudestrahlend. »Einfach sensationell. In der vorigen Woche hatte sie noch einen Infekt und jetzt solch ein Rennen... Wenn sie diese Form auch in zwei Wochen beim Weltcup in Salt Lake City auf das Eis bringen kann, ist nun auch über 1000 m erstmals ein Weltrekord drin«, meinte ihr Manager Klaus Kärcher, den Anni Friesinger per Telefon als Ersten in der Heimat über ihren Rekordlauf informierte.
Zugleich dankte die Allround-Weltmeisterin dem Eismeister in Calgary für seine Arbeit: »Das war ein ideales Eis.« Die Bahn im Bundesstaat Alberta liegt ihr, drei ihrer vier Rekorde erzielte sie auf dem »Sahneeis« der Olympia-Bahn von 1988.
Anni Friesinger, die sich nun dem Druck der Top-Favoritin voraussichtlich bis zu den Olympischen Winterspielen in Turin stellen muss, warnte jedoch davor, die Weltcuprennen über 1500 m auf ein internes Duell Friesinger contra Klassen zu reduzieren. »Das wird ein Kampf gegen alle Frauen. Deshalb ist es besser, mich auf meine Leistung zu konzentrieren und nicht die Resultate der anderen zu bewerten. Und außerdem wird es nächste Woche schwerer für mich und für Cindy, dann haben wir mehr Öffentlichkeit, Druck und hohe Erwartungen, mit denen wir fertig werden müssen«, räumte sie ein. Zum Weltcup-Auftakt wird Friesinger wie Klassen über 1500 m, 3000 m und in der Team-Verfolgung am Start sein.
Mit der neuen persönlichen Bestzeit von 38,24 Sekunden über 500 m (bisher 38,60) hatte Anni Friesinger wenige Stunden zuvor den Weltrekord bereits »angekündigt«. Damit ist sie in diesem Jahr zweitschnellste Sprinterin hinter der Chinesin Beixing Wang (38,09).
Die Erfurterinnen Sabine Völker (38,86) und Pamela Zoellner (38,93) liefen auf den Plätzen zwei und drei erstklassige Zeiten.
Noch bemerkenswerter war jedoch das 1000-m-Resultat von Langstrecken-Spezialistin Claudia Pechstein. In 1:16,15 steigerte die viermalige Olympiasiegerin aus Berlin ihre persönliche Bestmarke gleich um 0,48 Sekunden. Ein weitere Steigerung ging über 1500 m auf das Konto der zweitplatzierten Lucille Opitz mit 1:58,59 Minuten. Die Berlinerin war zuvor noch nie unter 2:01 gelaufen.

Artikel vom 08.11.2005