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Mit »Marlene«
ist nun Schluss

Judy Winter plant eigene Show

Hamburg/Berlin (dpa). Judy Winters Stimme klingt fest: »Noch ein letztes Mal die »Marlene« - dann ist endgültig Schluss.« Die Schauspielerin, die am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater in »Zarte Blume Hoffnung« auf der Bühne stand, will noch einmal die Diva Dietrich geben.

Sechs Jahre lang trat sie mit dem gefeierten Dauerbrenner auf, vor allem am Renaissance-Theater in ihrer Heimat Berlin, aber auch bei Gastspielen im In- und Ausland. Mehr als 500 Mal zeigte sie einen Tag im Leben der alternden Leinwandlegende und hatte sich eigentlich davon verabschiedet. Fast ein bisschen entschuldigend klingt es, als die Schauspielerin ihre Entscheidung, Ende des Jahres für zwei Wochen am Renaissance- Theater die »Marlene« zu geben, begründet: »Es war der dringende Wunsch des Publikums.« Und: »Es tut mir nicht Leid, auch wenn ich natürlich weiß, dass ich so einen Erfolg selten wieder haben werde«, meint die Künstlerin, die seit mehr als vier Jahrzehnten auf der Bühne steht. Dass sie die Rolle so lange begleiten würde, hätte Judy Winter selbst nicht erwartet.
Auf eine derartige Mischung setzt die Mimin auch in ihrem für spätestens 2007 geplanten Projekt - eine »One-Woman-Show«, über die sie noch nichts verraten will. Theater, Lesungen und im nächsten Jahr steht sie für die Fortsetzung von Oliver Kalkofes Kino-Komödie »Der Wixxer« vor der Kamera. »Ich wünsche mir immer wieder neue Herausforderungen«, sagt die Schauspielerin
Judy Winter hat in London in Wedekinds »Frühlings Erwachen« gespielt, in Musicals wie »My Fair Lady«, »Hello Dolly« und »Chicago« sowie in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen. Allerdings nie die »Kameliendame«, die »Mata Hari« oder in »Hamlet«, wie sie es sich immer gewünscht hat. Von »Traumrollen« spricht sie dennoch nicht: »Ich habe gelernt, dass es so etwas nicht gibt, sondern es kommt darauf an, dass das Team stimmt.« Zudem gab es auch in der Karriere der Darstellerin, die schon lange couragiert für die Aidshilfe kämpft, Rollen mit weniger angenehmen Erinnerungen. »Da hatte ich mich überschätzt.«
Dass die Rollen-Angebote mit dem Alter nachlassen, ist für sie ganz normal. »Das war schon immer so. Als ich jung war, war ich auch gefragter«. Wenn die gestandene Künstlerin so manch junge Kollegin erlebt, ist sie froh darüber, selbst das Handwerk gelernt zu haben. »Damals ging man nach der Schauspielschule erst einmal in Provinztheater und lernte, mit der Stimme umzugehen. Mit den Mädchen, die durch Serien schnell zu Stars werden, hat sie Mitleid. »Die sind von jetzt auf gleich so hoch und dann wieder weg, ohne dass sie sich etwas aufbauen konnten - hochgehoben und wieder weggeschmissen. Dagegen kennt eine Romy Schneider noch jeder.«

Artikel vom 09.11.2005