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Tiefer Blick in die Seele

Senta Berger beeindruckt in »Die Konferenz«

ARD, 20.15 Uhr: Wie im richtigen Leben geht es heute in der ARD auch um die Frage, ob ein junger Mann der Schule verwiesen werden soll. Im Mittelpunkt des beeindruckenden Dramas »Die Konferenz« steht Senta Berger als Direktorin.
Neun Lehrer stehen vor einer schwierigen Aufgabe. Sie haben das Schicksal eines ihrer Schüler in der Hand. Viktor Leysen, vor kurzem volljährig geworden, wird von der Mutter seiner Mitschülerin und Theaterkollegin Tizia beschuldigt, die 17-Jährige nach der gemeinsamen Theaterprobe vergewaltigt zu haben. Soll der junge Mann der Schule verwiesen werden oder nicht?
Die Entscheidung fällt den Lehrern nicht leicht. Ein Teil der Lehrerschaft sieht in Viktor den aufmüpfigen Querulanten, während er von anderen als besonders begabt beurteilt wird. Es bleibt aber nicht bei einer sachlichen Diskussion unter den Lehrern. Auch innerhalb des neunköpfigen Gremiums bilden sich an diesem kalten Winterabend Zerwürfnisse heraus, die in persönlichen Beichten und Anschuldigungen gipfeln. Die Nerven liegen blank. Emotionen und lange verborgene Feindseligkeiten kommen ans Licht. Stein bietet einen ganz tiefen Blick in menschliche Seelen und fesselt mit seiner Darstellung.
In dem als Kammerspiel gedrehten TV-Film des Hessischen Rundfunks wirken zehn Darsteller mit, die die menschliche Seite des Lehrerberufs in den Mittelpunkt stellen: Senta Berger, Nina Petri, Jan-Gregor Kremp, Rudolf Kowalski, Günther Maria Halmer, Ulrike Kriener, Peter Fitz, Sophie von Kessel, Wotan Wilke Möhring und Johann Adam Oest.
Dabei machte es Regisseur Niki Stein den Schauspielern nicht leicht. Senta Berger, die die Schulleiterin spielt, berichtete später, dass immer erst bei »echter Dunkelheit« ab 18 Uhr in einer Frankfurter Schule gedreht wurde. »Der Höhepunkt aber war, dass Niki Stein - getreu dem Drehbuch - tatsächlich die Heizung ausschalten ließ, damit wir in die richtige Stimmung kommen. Erst als einige von uns schwer erkältet waren und wir ihm versicherten, wir könnten Kälte auch »spielen«, durfte wieder geheizt werden«, sagte sie.
Vor der Ausstrahlung in der ARD war »Die Konferenz«, für den Publikumspreis beim Filmfest München im Jahr 2004 nominiert, bereits im Februar bei Arte gelaufen.

Artikel vom 09.11.2005