19.11.2005
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Das Spielkonzept stammt aus der Feder des Starentwicklers Peter Molyneux (»Populous«, »Dungeon Keeper«, »Black & White«), der immer wieder für neue und originelle Ideen gut ist. Die Umsetzung haben die Lionhead Studios übernommen. »The Movies« lässt das Genre der »Life Simulation« auf komplett neues Gelände vordringen und verspricht damit, Spielegeschichte zu schreiben.
Auf seinem Weg vom »Nobody« - vom Niemand - zum Filmmogul kann sich der Spieler entscheiden, ein stinkreicher Studiobonze zu werden, der seine Leute je nach Lust und Laune feuert. Lässt er sich sich von den Wutausbrüchen der Stars beeindrucken? Geht er auf ihre übergroßen Egos ein und sieht geduldig zu, wie sie sich verlieben und verkrachen, an Gewicht zulegen oder mit einer Schönheits-OP dem schönen Schein nachhelfen? Oder zeigt der Spieler den Stars und Sternchen, wer der Boss ist, beendet Karrieren und lässt Träume platzen, um nicht zurückstecken zu müssen? Das geht so weit, dass die virtuellen Künstler mit den empfindlichen Seelchen unter großem Druck sogar zu Drogen greifen und der Spieler sich entscheiden muss, ob er ihnen einen Drogenentzug verordnet und vielleicht monatelang auf sie verzichtet - oder sie des kurzfristigen Erfolges wegen sogar mit dem »Stoff« versorgt.
Am Anfang steht das Drehbuch: Der Spieler gibt nur ausgewählten Büchern grünes Licht, sieht bei den Dreharbeiten zu oder übernimmt die Regie gleich selbst. Dabei hat man immer die Wahl, die eigenen Lieblingsfilme aus der realen Welt nachzubauen oder lieber brandneue Meisterwerke zu produzieren. Im fortgeschrittenen Spiel darf man sogar detailliert die Handlung, Kameraposition, Stellung der Schauspieler etc. festlegen - und ihnen sogar die eigenen Worte in den Mund legen, indem man die Figuren per Mikrofon und Soundkarte synchronisiert.
Der Spieler kann in die neuesten technologischen Entwicklungen investieren oder lässt andere Studios vorpreschen und damit das Risiko tragen, - um später mit auf der Welle zu schwimmen. Wer allerdings allzu lange auf schwarz-weiße Stummfilme setzt, sollte sich nicht wundern, wenn die Kinosessel leer bleiben.
Der Spieler darf Komödien, Actionfilme, Kriegsepen, Romanzen, Science-Fiction-
Streifen, Horrorfilme oder was immer gefällt drehen. Jedes Genre zieht ein anderes Publikum an und zu jeder Zeit ist etwas anderes gefragt. Ach ja: Worauf legen Sie größeren Wert - auf ein gutes Einspielergebnis oder auf gute Kritiken? Und ein Oscar ist natürlich mehr als das Gold wert, aus dem er gemacht ist...
»The Movies« macht alles möglich: An den Filmen muss sich der Spieler messen lassen. Und wer den Mut dazu hat, kann seine Werke auch im Internet zur Schau zu stellen und seinen Freunden vorführen. Vielleicht ist dieses intelligente Spiel sogar der Anfang einer Filmkarriere?
Im Sandkasten-Modus kann sich der Spieler ganz aufs Filmemachen konzentrieren, im Story-Modus muss er aus dem Nichts sein eigenes Studio aufbauen. Allerdings ist der finanzielle Rahmen großzügig gesteckt, so dass das Spiel nie zur Zahlenjonglage verkommt. Zur tollen Atmosphäre trägt auch die neuartige Benutzerschnittstelle bei: Man klickt sich nicht durch endlose Menüs, sondern ergreift zum Beispiel einen Angestellten einfach mit dem Mauszeiger: Sofort zeigen die Gebäude ihre Grundrisse. Setzt man den Mitarbeiter zum Beispiel auf den Regiestuhl, versucht er sich sogleich als kreative Triebfeder hinter der Kamera. Prädikat: unbedingt empfehlenswert.
Artikel vom 19.11.2005