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Kommentare
Große Koalition der Frustrierten

Wer verträgt mehr Kröten?


Vielen in Berlin fehlt die nötige Nervenstärke für die Schlussphase der Koalitionsverhandlungen. Heute bis in den späten Abend, vielleicht auch noch ein paar Stündchen in den nächsten Tag hinein soll das Kungeln, Zurren, Geben und Nehmen noch dauern. Erst dann liegt das notwendige Gesamtbild vor, um wirklich urteilen zu können.
Aber bereits gestern kündigte Christoph Böhr (CDU) schon mal sein Nein zu »massiven Steuererhöhungen« an. Andere ärgerten sich maßlos über Christian Wulff, der »mit der Reichensteuer überhaupt kein Problem« mehr hatte. Auch bei der SPD sammeln sich Truppen angesichts jener kleinen Scharmützel, die die Union für sich verbuchen darf.
Wenn erst das ganze Ausmaß der Misere deutlich wird, kommt die echte Nagelprobe. Werden SPD- und CDU-Leute dann noch zu Dutzenden von Kürzungen stehen? Eine große Koalition der Frustrierten ahnt, dass es mehr als schwierig wird.
Merkel könnte beim Unionspublikum etwas besser wegkommen als die Genossen. Immerhin hatte sie im Wahlkampf kein Hehl daraus gemacht, dass Schwarzbrot angesagt ist. Die SPD dagegen wird vermutlich mehr als drei Tage Parteikonvent brauchen, um »ihre« Kröten zu schlucken. Reinhard Brockmann

Artikel vom 10.11.2005