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Aschenbrödel lässt hier grüßen

Opulentes TV-Märchen mit Yvonne Catterfeld startet heute in der ARD

Von Karolin Köcher
ARD, 18.50 Uhr: Die historische Kulisse könnte romantischer kaum sein: Auf einem mondbeschienenen nächtlichen Marktplatz wartet ein glutäugiger Jüngling auf das Erscheinen seiner Angebeteten.

Schon kommt sie geeilt; ein langer, derber Mantel schützt sie vor dem dichten Schneetreiben. Doch bevor die beiden sich vermutlich für immer in die Arme schließen können, liegen 30 Folgen »Sophie - Braut wider Willen«. Die Serie mit Sängerin und Schauspielerin Yvonne Catterfeld in der Hauptrolle soll sich bewusst vom Image schnell und billig produzierter Telenovelas abheben.
Das Vorabendepos ist ein modernes Märchen, das an einem fiktiven Ort im 19. Jahrhundert spielt. Die liebreizende adlige Sophie von Ahlen (Catterfeld) verliebt sich kurz vor ihrem 18. Geburtstag in Max (Ben Bela Böhm), den Sohn einer einfachen Schneiderin. Die Studioproduktion spart nicht mit opulenter Ausstattung. Eine acht Meter lange Stange mit künstlichen Haarteilen mag den Aufwand symbolisieren, den das historische Umfeld erforderte, in das eine einfache Aschenputtel-Geschichte montiert wurde. ARD-Programmchef Günter Struve formuliert die zentrale Botschaft für die Zielgruppe der jungen Frauen: »Ich lebe meinen eigenen Kopf«. Catterfeld ist für ihn die »Traumbesetzung«.
So reiche Vorschusslorbeeren freuen die junge Frau, die es auch nicht stört, wenn Fans sie wegen ihres Liebreizes bisweilen mit »Sissy«-Darstellerin Romy Schneider vergleichen. »Zuerst war ich erstaunt, jetzt ehrt es mich«, sagt die Erfurterin, die schon immer Sängerin werden wollte. Ihre Musikkarriere muss allerdings vorerst warten. Über ihre Zukunft entscheiden die Zuschauer. »Wenn die Serie ein Erfolg wird, würde ich gern weiterdrehen«, sagt die 25-Jährige. Privat ist sie mit Wayne Carpendale (27), Sohn des Howard Carpendale zusammen - »glücklich«, sagt Catterfeld.
Eine sozialkritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts leistet die Serie freilich nicht. Zwar bricht Sophie letztlich durch ihre Liebe zu dem armen Schneidersohn mit Konventionen und rebelliert gegen die Grenzen zwischen Arm und Reich, doch ihre Mittel sind beschränkt: »Ich will die ganze Nacht tanzen!«, sagt Sophie aufmüpfig, dreht sich tatendurstig, der lange Reifrock wirbelt herum und ihre blonden Sprungfederlocken wippen. Nachts stiehlt sie sich vom väterlichen Gut zu einer Bauernhochzeit. Dort verliebt sie sich in den armen Max. Doch ihre Familie hat den unsympathischen Industriellen Friedrich Hartenstein (Silvan-Pierre Leirich) für sie vorgesehen.

Artikel vom 08.11.2005