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Hartmut Godejohann ordnet eine mittelalterliche Schlachtenszene aus Lego.

100 Kilogramm Legosteine zum Spielen

Historisches Museum zeigt fünf Jahrzehnte Historie vom Kunststoff-Traktor bis zum Weltall

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Ralf Klasing erlebt es zum ersten Mal, dass seine Stadt aus Legosteinen komplett aufgebaut ist. Jahrelang hat der Bielefelder an Häusern, Burg, Brücken, Bahnhof gebaut, die Ausstellung »LEGO Spiel - Weltenbau mit Noppensteinen«, die morgen, Sonntag, im Historischen Museum eröffnet wird, macht es möglich, dass sich seine Stadt Haus für Haus breit machen kann.

Klasing arbeitet bis zum letzten Moment am Gelingen der Ausstellung: Er baut an einer Sparrenburg aus Legosteinen, 70 Zentimeter hoch auf einer Grundfläche von 110 x 82 Zentimetern. Die Feste soll morgen fertig sein. Der überwiegende Teil der Exponate stammt aus der Sammlung von Hans Lochmann aus Hannover. Der begann eines Tages damit, die bunten Noppensteine, mit denen er auch selbst als Kind gespielt hat, auf Flohmärkten zu kaufen, fand in den letzten 15 Jahren nicht nur »Baumaterial«, sondern auch alte Packungen, Bauanleitungen, Prospekte und Spielzeuge, die den Grundstock legten für den Lego-Erfolg. Denn der dänische Tischler Ole Kirk Christiansen stellte seit 1932 Holzspielzeug her, schaffte sich dann Ende der 1940er Jahre eine Spritzgussmaschine zur Kunststoffverarbeitung an und entwickelte das Modell eines »Ferguson«-Traktors - damals der Traum eines jeden dänischen Jungen. Der Sohn des Firmengründers erfand dann den Lego-Stein, der 1958 patentiert wurde und, wie Dr. Arne Steinert, Mitarbeiter von Sammler Hans Lochmann, weiß, »das einträglichste Patent in der Spielzeuggeschichte«. Was den Erfolg des Noppensteins ausmacht? Steinert: »Er schafft aus sich heraus immer mehr Nachfrage.«
Das zeigt auch die Ausstellung, die Udo Schlicht als Kurator gestaltet hat. In der Karderie des Historischen Museums im Ravensberger Park ist eine Riesen-Baustelle entstanden, denn Bauen, so Museumsleiterin Dr. Cornelia Foerster, das sei Lego.
Gezeigt wird die Lego-Historie von jenem legendären Kunststoff-Traktor bis hin zu Piratenschiffen, Harry Potters Hogwart, Pyramiden und mittelalterliche Schlachtfelder. Neben der Sammlung Hans Lochmann und den Bauten von Ralf Klasing zeigen die Bielefelder Michael Buchal und Reinhard Lüpke Exponate, Spiel + Hobby Brauns stellte Dekorationsstücke wie Krokodil, Elefant und Clown aus Legosteinen zur Verfügung, die Baugesellschaft Sudbrack unterstützt die Ausstellung ebenfalls. Nur die Firma Lego selbst stellte keinen einzigen Noppenstein kostenlos bereit, lieferte als Leihgabe aber 100 Kilogramm Legosteine für die »Spielecke«. Cornelia Foerster: »Die müssen wir aber alle wieder zurückgeben.«
Gleichzeitig mit der Ausstellung läuft eine spezielle Bauaktion zu Gunsten von Bielefelder Kindertagesstätten: Besucher sollen eine Traumstadt bauen - und sich Steine für zehn Cent dazu kaufen. Die »Legos« sind nach Ausstellungsende dann Geschenk für Bielefelder Kinder.

Artikel vom 05.11.2005