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Ford und Seat streichen Stellen

VW bietet Beschäftigten durchschnittlich 60 000 Euro Abfindung an

Köln/Barcelona (dpa). Gleich zwei große Autohersteller haben am Freitag den Abbau tausender Arbeitsplätze in Europa angekündigt: Ford will 2600 Stellen streichen, davon allein bis zu 1300 in Deutschland. Die Volkswagen-Tochter Seat plant in Spanien den Wegfall von knapp 1350 seiner 16 000 Stellen.

Die Unternehmen wollen damit Kosten senken und ihre Produktivität steigern. Ford setzt damit seinen Stellenabbau in Deutschland weiter fort. In den vergangenen drei Jahren wurden bereits 1500 Arbeitsplätze gestrichen. Der jüngste Abbau solle möglichst bis zum Jahresende vor allem mit Abfindungen und Vorruhestand erreicht werden. Bei einem Scheitern der freiwilligen Regelung seien im kommenden Jahr betriebsbedingte Kündigungen möglich, sagte ein Ford-Sprecher in Köln.
Vertreter des Betriebsrats warfen dem Ford-Management »Hilf- und Strategielosigkeit« vor. Die deutsche Ford-Werke GmbH beschäftigt 19 000 Menschen in Köln und 6500 in Saarlouis. Der Stellenabbau soll speziell in Köln vollzogen werden.
Seat prüft nach den in Barcelona vorgelegten Plänen neben dem vorgesehenen Arbeitsplatzabbau, Überkapazitäten auch mittels einer Arbeitszeit- und Lohnkürzung um zehn Prozent zu verringern. Die Gewerkschaften sprachen sich dagegen für eine Vorruhestandsregelung für Mitarbeiter im Alter von mehr als 58 Jahren aus. Arbeitnehmervertreter riefen die Seat-Beschäftigten für Donnerstag zu einem 24-stündigen Streik und Demonstrationen auf.
Ford und Seat hatten in den vergangenen Jahren mit Problemen zu kämpfen. Ein Milliardenverlust in Nordamerika hatte den Ford-Konzern im dritten Quartal in die roten Zahlen gedrückt. Der Verlust lag bei 284 Millionen Dollar (237 Millionen Euro). Ford Europe wies für das dritte Quartal einen Verlust vor Steuern von 55 Millionen Dollar aus.
Seat ist bereits seit längerem ein Sorgenkind im VW-Konzern. 2004 waren die weltweiten Verkäufe der Marke um fast vier Prozent auf 442 000 Fahrzeuge zurückgegangen. Von Januar bis Ende August 2005 sanken die Pkw-Neuzulassungen von Seat in Europa um fast fünf Prozent auf 257 000.
Bei Ford wurde das Abfindungsmodell, bei dem sich die Zahlungen aus Alter und Betriebszugehörigkeit berechnen, im September aufgestockt. Wer geht, bekommt über die Abfindung hinaus noch einmal 20 000 Euro.
Volkswagen will nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen bei seinem Stellenabbau im Durchschnitt 60 000 Euro pro Arbeitnehmer zahlen. Wie viele Stellen konkret in den kommenden Jahren gestrichen werden sollen, hat der Konzern bislang nicht mitgeteilt. Dem Vernehmen nach sollen es bis zum Jahr 2008 etwa 10 000 Jobs sein und damit fast zehn Prozent der Arbeitsplätze in den westdeutschen Werken.

Artikel vom 05.11.2005