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SCP fehlt die Durchschlagskraft

Paderborns Trainer Luhukay mit 1:1 gegen den SC Freiburg unzufrieden

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Wenn der Trainer des Bundesliga-Absteigers zufrieden die Heimreise antritt und der Liga-Neuling den vergebenen Chancen hinterhertrauert, wird schnell klar, wer dem Sieg näher war: Der SC Paderborn 07 bleibt auch nach dem hochverdienten 1:1 (1:1) gegen den SC Freiburg die Überraschungsmannschaft der zweiten Liga.

Viel Lob gab's für den Aufsteiger schon fast an jedem Spieltag, Volker Finke setzte am Sonntag noch einen drauf: »Egal wie diese Saison für uns ausgeht, wir werden sicher nie sagen können, dass wir in Paderborn zwei Punkte liegen gelassen haben.« Ähnlich sah es auch Torschütze Youssef Mohammad: »Wir haben heute selbst erlebt, warum der SC Paderborn überall als bester Aufsteiger gefeiert wird. Das ist wirklich eine klasse Mannschaft.«
Viel dicker kann man die Komplimente nicht machen, Jos Luhukay merkte man aber zum ersten Mal an, dass ihm das 1:1 nicht behagte. »Ich will jedes Spiel gewinnen, heute kann ich mit dem Unentschieden leben, zufrieden bin ich damit nicht«, machte der Boss auf der SCP-Bank deutlich.
Was den Trainer so störte, war weniger das Spiel seiner Elf, sondern die Chancenverwertung. War seine Mannschaft bislang für knapp drei Tore pro Heimspiel gut, reichte es diesmal nur zu einem Treffer. Die frühe Führung von René Müller (10.), nach Flanke Daniel Brinkmann und Kopfballverlängerung Hüzeyfe Dogan, reichte »nur« zu einem Zähler, weil eben dieser Müller (53./78.), Marcel Ndjeng (33./Pfosten) und der eingewechselte Stephan Maaß (87.) allerbeste Möglichkeiten ausließen. »Da fehlt uns noch das letzte Quäntchen Durchschlagskraft«, monierte Luhukay und gelobte gleich Besserung: »Gegen Siegen werden wir Versäumtes nachholen.«
Die mangelhafte Chancenverwertung ist das eine Manko, das Gegentor zum 1:1 ein anderes. In Minute 26 versetzt Mohammad, der schon im DFB-Pokalspiel vor einem Jahr getroffen hatte, erst Daniel Brinkmann, zog dann ab und traf. »Dieser Ball war nicht fest geschossen, der war absolut haltbar«, kritisierte Luhukay seinen Keeper Lukas Kruse, nahm den Nachwuchsmann aber auch gleichzeitig in Schutz: »Er sieht den Ball erst sehr spät, so etwas kann passieren.«
Lange hatte Luhukay mit seiner Aufstellung gepokert, schließlich wirbelte der Coach die erfolgreiche Elf doch mehr durcheinander als erwartet. Daniel Brinkmann und Marc Gouiffe á Goufan spielten für den verletzten Thorsten Becker und Stephan Maaß im defensiven Mittelfeld, Hüzeyfe Dogan ersetzte den gesperrten Dennis Schulp und Mehmet Dragusha stürmte auf dem rechten Flügel, Marcel Ndjeng spielte im ersten Abschnitt auf der ungewohnten linken Außenbahn.
Zwei Distanzschüsse von Alexander Iashvili (11.) und Mohammad (43.) ließ der SCP im ersten Abschnitt zu. Ein fataler Rückpass von Roel Brouwers (85.), den Markus Bollmann mit einer feinen Einzelleistung vor dem einschussbereiten Coulibaly zur Ecke klärte, waren Freiburgs Chancen in einem Spiel, das die Gäste aufgrund ihrer großen spielerischen Klasse im ersten Abschnitt bestimmten. In Halbzeit zwei war der SCP dominierend, konnte, ja musste die Partie für sich entscheiden. Das sahen auch die 8605 Besucher (Saisonrekord) im Löns-Stadion so und feierten die Mannschaft wie Sieger. Was auch Mohammad überraschte: »Vor einem Jahr war uns Paderborn noch völlig unbekannt. Jetzt entwickelt sich die kleine Stadt zu einer festen Größe in der zweiten Liga.«

Artikel vom 07.11.2005