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Fleisch stinkt zum Himmel

Fünf Tonnen verdorbene Putenteile auch in NRW

Von Wolfgang Schäffer
Lastrup/Düsseldorf (WB). Fünf Tonnen vermutlich verdorbenes Putenfleisch sind in den vergangenen Tagen nach Nordrhein-Westfalen geliefert worden. Seit Freitag Nachmittag sind Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung auf der Suche nach dieser Ware.

Nach Informationen dieser Zeitung hat die unter Verdacht stehende Firma im niedersächsischen Lastrup (Kreis Cloppenburg) Putenfilets, -hälse, -schnitzel sowie Unter- und Oberschenkel von Puten an NRW-Betriebe in Dortmund, Duisburg, Hagen, Mönchengladbach und Solingen geliefert. Dort waren direkt nach Bekanntwerden des Skandals am Freitag Veterinäre im Einsatz, um die Lieferungen sicherzustellen. Ganze Puten sind nach bisherigem Kenntnisstand ebenso wenig betroffen wie Putenwurst.
»Wenn das Fleisch schon an Geschäfte weiterverkauft worden ist, gehen wir den Lieferwegen nach. Wir holen alles zurück, was wir finden«, betonte Carolin König vom Verbraucherschutzministerium in Düsseldorf im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie rät den Verbrauchern, vor allem bei der Zubereitung von Geflügel die Küchenhygiene penibel zu beachten. »Das heißt in erster Linie, alles richtig durchzubraten, um die Salmonellen-Gefahr zu unterbinden.« Schließlich könne eine Salmonell-Infektion bei ältereren und kranken Menschen sogar zum Tode führen.
Nach den ersten Untersuchungen des in Lastrup sichergestellten Geflügelfleischs ist indessen noch nicht sicher, ob eine Gesundheitsgefahr besteht. Erste Untersuchungen der Proben von Puten- und Hühnerfleisch haben aber eindeutig ergeben, dass das Fleisch verdorben war. »Es stank zum Himmel«, sagte ein Sprecher des Landesamtes für Verbraucherschutz. Nähere Ergebnisse der Analysen sollen Anfang der Woche vorliegen. Dann hofft die federführend Staatsanwaltschaft in Oldenburg auch sagen zu können, ob das Lastruper Unternehmen möglicherweise schon über einen längeren Zeitraum verdorbenes Fleisch in Umlauf gebracht hat.
Bundesweit wurden inzwischen 15 bis 20 Gebäude durchsucht. Neben NRW waren Berlin, Karlsruhe, Bremen und Niedersachsen betroffen. Die Betriebe seien vermutlich Abnehmer des Geflügelfleisches. Allein in Lastrup wurden mehr als 20 Tonnen »gammeliges« Geflügelfleisch beschlagnahmt. Nach den Worten des zuständigen Staatsanwalts Bernard Südbeck wurde das Geflügelfleisch bei der Firma in Lastrup gelagert und in einer dazu gehörenden Firma in Lindern zerlegt. Gegen die Verantwortlichen der beiden Firmen laufen Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz und wegen gewerbsmäßigen Betruges. Tiefgefrorenes Geflügelfleisch soll unsachgemäß aufgetaut und als Frischfleisch verkauft worden sein. Von Abnehmern beanstandetes und zurückgeschicktes Fleisch soll eingefroren und später wieder als Frischfleisch verkauft worden sein.

Artikel vom 05.11.2005