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»Pelzige Zuhörer« vorm Radio

Internet-Sender DogCatRadio sendet speziell Musik für die Tiere

Los Angeles (dpa). »Sie hören DogCatRadio«, begrüßt eine sanfte Stimme die »pelzigen Zuhörer«. Mit der Ansage »der Sender, den alle Haustiere mögen« räumt die Moderatorin Jane Harris jeden Zweifel an der Zielgruppe aus.

»Hunde, Katzen, Vögel, Hamster, einfach alle Haustiere in der ganzen Welt« will Radiobetreiber Adrian Martinez unterhalten, wenn Frauchen und Herrchen außer Haus sind. »Ich liebe Tiere und Musik, so kam diese Idee zu Stande«, erzählt der 34-jährige Latino-Kalifornier. Im Hintergrund läuft der Elvis-Song »Hound Dog«, einer der meist gespielten Titel beim Haustier-Radio.
Rock der 70er und 80er Jahre, rhythmische Songs und auch Disco-Klänge kommen bei Hunden und Katzen am besten an, meint Martinez. Dabei verlässt er sich nicht auf wissenschaftliche Studien, sondern auf Tausende E-Mail-Botschaften von Zweibeinern, die den Sender mit Liederwünschen überschütten - und auf seine Katze Snickers. Die habe sich mit vielen Miaus beschwert, immer wenn er seine Lieblingsmusik leiser drehte. »Ich habe die Lautstärke hoch gedreht und schon gab sie Ruhe«, versichert der in Los Angeles lebende Besitzer von sechs Hunden und zwei Katzen.
Punk und Rap ist auf DogCatRadio.com nicht zu hören. Dafür aber Songs von The Monkeys und den Animals. Dionne Warwick trällert »That's What Friends Are For«. Dazwischen ein Jingle aus Miau und Wuff und die sanfte Stimme mit netten Ermahnungen »aber nicht an den Möbeln kauen« und »seid nett zum Postboten«. Der Web-Sender ruft zu Spenden für die von Hurrikan »Katrina« getroffenen Haustiere auf. Mit Reportagen vom Hundepark und Experten-Tipps wird das Programm gefüllt.
Martinez freut sich über einen enormen Ansturm neugieriger Tierbesitzer nach einer Serie von Interviews. Auch in Neuseeland, Israel, Italien und Australien hörten Hunde und Katzen jetzt zu. Seit Juni betreibt Martinez neben seiner kleinen Plattenfirma die seinen Angaben zufolge erste Internet-Radiostation für Haustiere. Nach Anfangs 17 Stunden Programm ist er nun rund um die Uhr live auf Sendung.
Der gebührenfreie Sender habe gerade den ersten Werbekunden an Land gezogen, meint Martinez. Glaubt man den Zahlen des US- Herstellerverbands für Tierprodukte, so kann sich der Radiobetreiber bald eine Scheibe vom Hundekuchen abschneiden. Haustierbesitzer in den USA sollen in diesem Jahr mehr als 35 Milliarden Dollar (29 Milliarden Euro) ausgeben.
Das auf Hund und Katze gekommene Radio hat bereits Schützenhilfe von Tierärzten erhalten. Der Veterinär Dr. Larry Family empfiehlt es besonders Tieren »mit Phobien und Trennungsängsten«. Vor allem Hunde würden gerne mit ihren Besitzern Fernseh schauen oder Radio hören, wurde der Tierarzt von der »New York Times« zitiert. Auch der deutsche Tierheilpraktiker Joe Bodemann in Celle ist davon überzeugt, dass Musik auf Tiere therapeutisch wirkt. Ob DogCatRadio tatsächlich den Geschmack der Vierbeiner trifft, ist nicht zu belegen. Schließlich geben Herrchen und Frauchen mit einem Maus-Klick am Computer den Ton an.

Artikel vom 05.11.2005