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Das Getränk zum Essen
Bayerischer Wirt ist einer der ersten Diplom-Sommeliers Deutschlands
Bernhard Sitter hat es geschafft. Tagelang hat er Gläser geschwenkt, im Gegenlicht Farbe und Schaum beurteilt, Hopfenaromen gerochen und natürlich ausgiebig probiert. Jetzt hat der bayerische Wirt sein Diplom in der Tasche: Er ist geprüfter Biersommelier.
Was beim Wein längst üblich ist, gibt es jetzt auch beim Bier: den Experten, der dem Gast empfiehlt, welches Bier am besten zu einem Gericht passt.
»In Deutschland gibt es mehr als 5000 Biersorten - wahre Geschmackssensationen sind das! Aber dafür haben wir hier noch gar kein Bewusstsein«, wettert der 40-jährige Wirt von »Gut Riedelsbach« im Bayerischen Wald. 2004 erzählte ihm ein befreundeter Kollege von dem neuen »Diplomkurs Biersommelier« - Sitter meldete sich zur Teilnahme an.
Die Ausbildung zum »Biersommelier« ist eine Kooperation der österreichischen Bier-IG mit der Brauakademie Doemens in München, die seit mehr als 100 Jahren Braumeister aus aller Welt ausbildet. Die Teilnehmer kommen aus Hotellerie und Gastronomie, sind Brauer oder Brauerei-Vertriebsleute. Auf dem Stundenplan des zweiwöchigen Intensivkurses stehen für die etwa 15 Teilnehmer Themen wie das Erstellen einer Bierkarte, das Einbrauen eines Sudes, ein Sensorik-Praktikum, die Bierverkostung. Und natürlich Prüfungen. Es musste ganz schön gepaukt werden.
Wirt Sitter setzt das Gelernte auch schon um. »Ich biete seit kurzem Bier-Kulinarien an, die laufen jetzt schon bombig. Das sind große, mehrgängige Menüs, bei denen man acht bis zehn verschiedene Biere verkostet. Meine Frau Petra ist Küchenchefin, die kocht dann auch mit Bier. Wichtig ist, dass der Eigengeschmack der Zutaten unterstrichen wird. Auf keinen Fall darf man mit dem Bier das Essen totschlagen.«
Der frisch gebackene Biersommelier sprüht nur so vor Begeisterung und Ideen. Das nächste Projekt, das der Wirt geplant hat, heißt Bierverkostung. »Da will ich vor allem junge Erwachsene ansprechen. Sie will ich an das Kulturgut Bier heranführen, an die Tradition und die unglaubliche Geschmacksvielfalt unserer Biere.«

Artikel vom 12.11.2005