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»Unsere Außendarstellung kann noch besser werden«

Im Gespräch: Arminia Bielefelds Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig

Bielefeld (WB). Er war Cheftrainer in zahlreichen renommierten Bundesligaklubs, arbeitete sogar als Coach bei den türkischen Erstligisten Galatasaray Istanbul und Kocaelispor. Seit dem 20. Juni dieses Jahres ist Reinhard Saftig hauptamtlicher Sport-Geschäftsführer beim DSC Arminia. Sportredakteur Werner Jöstingmeyer zog mit dem 53-jährigen Familienvater eine erste Bilanz über seine Tätigkeit in Bielefeld.

Herr Saftig, haben Sie sich als sportlicher Manager in Bielefeld gut eingelebt?Reinhard Saftig: Ich bin sehr zufrieden. Ich habe im Großen und Ganzen ein intaktes Umfeld vorgefunden. Die Arbeit bei Arminia macht mir sehr viel Spaß.

Bisher waren Sie 19 Jahre als Trainer und dann als Scout in Dortmund tätig. Mussten Sie sich für Ihre neue Position umstellen?Saftig: Überhaupt nicht. Meine heutigen Aufgaben musste ich früher in einigen Vereinen so nebenbei mit erledigen. Deshalb eigne ich mich für diesen neuen Job. Die Erfahrungen als Trainer und Scout fließen jetzt mit ein.

War der Wechsel von Borussia Dortmund zu Arminia Bielefeld für Sie ein Kulturschock?Saftig: Ganz und gar nicht. Einen Kulturschock erlebte ich, als ich 1994 von Bayern München zu Borussia Dortmund wechselte. In München waren auf der Geschäftsstelle 40 Angestellte tätig, in Dortmund nur vier. Nein, Arminia ist ein sehr gut geführter Verein mit einem Präsidenten Hans-Hermann Schwick, der sich nicht in den Vordergrund drängt, aber in Diskussionen immer gute Argumente hat.

Bekamen Sie nach den Auftaktniederlagen gegen Bremen und Hamburg sowie den völlig desolaten Vorstellungen gegen Kaiserslautern und Gladbach Zweifel an der Bundesligatauglichkeit dieser Mannschaft?Saftig: Natürlich war ich schon ein bisschen enttäuscht. Schließlich hatte ich die Mannschaft im Trainingslager sowie in den Vorbereitungsspielen gesehen und wusste, welches Potenzial in ihr steckt. Nach dem Gladbachspiel hat das Team die Kurve gekriegt.

Wie sehen Sie die Arbeit von Thomas von Heesen?Saftig: Der Trainer macht einen guten Job. Ideal ist auch die Ergänzung mit Frank Geideck. Die beiden tauschen sich auch während des Spiels ständig aus. Thomas hat viel dazu gelernt. Ich finde es gut, dass er variiert und nicht an alten Systemen fest hält.

Sind Sie mit den Bielefelder Neuerwerbungen zufrieden?Saftig: Bei den Transfers von Rau und Kucera war ich schon involviert. Die anderen Spieler kannte ich aus meinen Beobachtungen. Es gibt keinen Fehlgriff. Hier ist gute Arbeit geleistet worden. Selbst die Abgänge der Leistungsträger konnten kompensiert und die verletzten Spieler ersetzt werden.

Hätten Sie noch gerne einen Stürmer verpflichtet?Saftig: Alle Welt schreit nach Stürmern. Meine Devise lautet: Wir müssen die vorhandenen schützen und unterstützen. Mit unseren finanziellen Mitteln bekommen wir keine besseren. Die Mannschaft hat in den zurückliegenden drei Partien zehn Tore erzielt. Das kann sich sehen lassen.

Dürfen die Fans dennoch auf die Rückkehr von Delron Buckley hoffen?Saftig: Eine Rückkehr ist im Moment unrealistisch. Sportlich könnte er uns weiterhelfen, aber der Spieler selbst und auch Borussia Dortmund müssten mit dem Transfer einverstanden sein. Das ist derzeit nicht der Fall. Delron könnten wir auch nicht bezahlen.

Viele Verträge laufen aus. Wie ist der Stand der Dinge?Saftig: Gabriel hat verlängert. Bei Fink und Borges sind wir in guten Verhandlungen. Die Sache Kauf liegt auf Eis. Hier muss sich sein Berater bewegen. Bei Dalovic, Leon, Pinto, Küntzel und Dammeier wollen wir erstmal abwarten.

Basteln Sie schon am Kader für die nächste Saison?Saftig: Es hat schon Gespräche mit Kandidaten gegeben.

Wie sieht es mit den ausgeliehenen Talenten Grieneisen und Holsing aus?Saftig: Die haben wir natürlich im Blick. Beide entwickeln sich gut und machen in Kiel beziehungsweise Braunschweig Fortschritte. Mit den Vereinen bin ich ständig im Gespräch.

Sind Sie auch mit Arminias Nachwuchsarbeit zufrieden?Saftig: Die U19, U17 und U16 spielen auf höchstem Niveau. Das muss auch so sein. Schade, dass die erste Amateurmannschaft aus der Regionalliga abgestiegen ist. Es zählen nicht so sehr die Ergebnisse, sondern in erster Linie die Ausbildung. Wir haben einige Talente, die den Sprung ins Profilager schaffen können. Namen möchte ich nicht nennen.

Was gibt es in Bielefeld zu verbessern?Saftig: Vor allem die Außendarstellung. In der Presse müssen wir offensiver werden. Im Aktuellen Sportstudio wird zum Beispiel über uns meist nur in der Zusammenfassung berichtet. Arminia muss man auch mit Gesichtern verbinden. Insgesamt muss sich der Verein positiver darstellen.

Wie sicher sind Sie, dass Arminia nicht absteigt?Saftig: Ganz sicher. Wir werden bestimmt drei Teams hinter uns lassen. Der Klassenerhalt ist auch wichtig, um neue und bessere Strukturen schaffen zu können.

Und wenn wieder einige Leistungsträger den Verein verlassen werden?Saftig: Das werden wir nicht verhindern können. Aber die Transfererlöse sollten sofort wieder in die neue Mannschaft investiert werden.
Lesen Sie auch den Bericht über Arminia-Gastgeber Eintracht Frankfurt auf Sportseite 3

Artikel vom 05.11.2005