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Der »Lebens-Mittel-Punkt«
ein Vorbild für Sennestadt

Biermann: »Wollen jetzt in Eigenregie verteilen«

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Sennestadt/Brackwede (WB). »Es muss ja weiter gehen und wir glauben, dass es Perspektiven dafür gibt, die Lebensmittelverteilung selbst erfolgreich in die Hand zu nehmen«, sagt Reinhold Biermann.

Der 60-Jährige war als Mann der ersten Stunde und ehrenamtlicher Organisator mit dabei, als erstmals in der Sennestädter Außenstelle der »Bielefelder Tafel« Lebensmittel an bedürftige Menschen (fast) kostenlos verteilt wurden. Am Freitag hat er sich beim »Lebens-Mittel-Punkt« der Brackweder Bartholomäus-Kirchengemeinde informiert. Biermann wollte wissen, wie dort die Ausgabe der Nahrungsmittel an Inhaber des Bielefeld-Passes gehandhabt wird und warum die Aktion so gut und schon so lange erfolgreich läuft. Denn nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen den ehrenamtlichen Helfern in Sennestadt und der »Tafel«-Vorsitzenden - siehe Bericht im Bielefelder Lokalteil - war die Verteilung gestoppt worden.
Jetzt wollen die Sennestädter Ehrenamtlichen, ohne weitere Anbindung an die »Bielefelder Tafel« und eventuell sogar in einer Art Kooperation mit dem Brackweder »Lebens-Mittel-Punkt« sowie der Kirchengemeinde in der Windflöte in Senne, ein eigenes Konzept erarbeiten und durchführen.
Aber auch die »Bielefelder Tafel« will die Lebensmittelverteilung in Sennestadt vom nächsten Donnerstag an wieder fortsetzen. In bewährter Weise aus dem Bulli heraus - so lautet jedenfalls ein Beschluss, der auf der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend gefasst wurde.
»Auch mit der Kirchengemeinde im Nachbar-Stadtbezirk Senne haben wir inzwischen das Gespräch gesucht«, sagt Reinhold Biermann. »Denn etliche Einwohner der Windflöte kamen in der Vergangenheit zur Verteilstation ins Sennestadthaus. Diesen Menschen wollen wir in Zukunft die weiten Wege ersparen.«
Was in Sennestadt so schnell wie möglich ins Laufen gebracht werden soll, das funktioniert im »Lebens-Mittel-Punkt« seit mehr als fünf Jahren hervorragend, betont Organisator Gerhard Zaplin.
In Brackwede war die kostenlose Lebensmittelabgabe 1999 ebenfalls von der »Bielefelder Tafel« initiiert worden. Nach einem knappen Jahr war es aber auch hier zu unüberwindlichen Differenzen zwischen den ehrenamtlichen Helfern und der Tafel-Vorsitzenden gekommen. Im August 2000 hatte die Bartholomäus-Kirchengemeinde dann die Lebensmittel-Verteilung übernommen und führt sie in Eigenregie bis heute fort.
Der Dornberger Lebensmittelkorb, ebenfalls eine Einrichtung zur kostenlosen Verteilung von Nahrungsmitteln an bedürftige Menschen, hatte sich vor geraumer Zeit ebenfalls bei den Brackwedern über eine sinnvolle Organisation schlau gemacht. »Bei Bedarf geben wir gern unsere Erfahrungen weiter«, versichert Gerhard Zaplin, der Reinhold Biermann während der freitäglichen Verteilaktion mit den Gegebenheiten in Brackwede vertraut machte.
Im Wochendurchschnitt erhalten im Gustav-Münter-Haus am Brackweder Stadtring 190 Abholer mit Bielefeld-Pass verzehrfähige Lebensmittel. »Dahinter stecken Familien mit bis zu neun Personen, so dass hier insgesamt etwa 800 Menschen Fleisch, Obst, Gemüse Brot und Molkereiprodukte erhalten.«

Artikel vom 05.11.2005