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Interkulturelle Kompetenz fördern

Rudolf-Rempel-Berufskolleg startet europäisches Projekt »Connect«

Brackwede (ptr). Sektgläser klirren. Das in solchen Momenten übliche »Prost« erklingt vielsprachig: »Kippis« für Finnland, »Na zdrowie« für Polen oder »Egeszsegere« für Ungarn.
Vertreter von acht europäischen Schulen und Universitäten haben sich am Rudolf-Rempel-Berufskolleg (RRB) eingefunden, um die Vertragsunterzeichnung des Projekts »Connect« zu feiern, mit dem die interkulturelle Kompetenz von Auszubildenden im Groß- und Außenhandel gefördert werden soll.
Gearbeitet wird in dem Projekt bereits seit dem 1. Oktober. Konkret entwickeln die beteiligten Schulen aus Tschechien, Österreich, Finnland, Ungarn, Polen, England und Deutschland derzeit Module für den Unterricht, mit denen die Auszubildenden künftig auf einen möglichen Auslandsaufenthalt vorbereitet werden sollen. »Unser Ziel ist es, bestehende Ängste oder Vorurteile gegenüber anderen Ländern abzubauen«, sagt Christiane Wauschkuhn, Lehrerin am RRB. Dazu gehören neben Landeskunde vor allem praktische Verhaltensregeln für den Alltag im Ausland: Kann ich locker gekleidet zur Arbeit gehen, oder binde ich mir besser eine Krawatte um? Gebe ich jedem Mitarbeiter im Unternehmen die Hand, oder nicht? Welche Regeln muss ich bei meiner Auslands-Bewerbung beachten?
Bis zu 15 Klassen mit angehenden Groß- und Außenhandelskaufleuten werden am RRB unterrichtet. »Noch fahren viel zu wenige von ihnen ins Ausland«, beklagt Wauschkuhn. 25 Auszubildende stellt derzeit allein die »Union Knopf GmbH« aus Sennestadt, die sich in besonderem Maße für das Projekt engagiert. Ein Mitarbeiter des Hauses, der lange Jahre Geschäftsführer bei der polnischen Tochtergesellschaft des Unternehmens war, soll seine Erfahrungen im Unterricht an die Jugendlichen weitergeben. »Viele Auszubildende sind heute eher bodenständig, wollen lieber im vertrauten Umfeld bleiben«, sagt Personalleiter Peter Möller. Für ein international tätiges, exportlastiges Unternehmen wie Union Knopf sei es aber zunehmend wichtig, Mitarbeiter auf Auslandsaufenthalte vorzubereiten. Verständnis für andere Kulturen und Lebensformen sei da eine unverzichtbare Grundvoraussetzung.
Gefördert wird »Connect« von der Europäischen Union (EU) im Rahmen ihres Programms »Leonardo da Vinci«, das 75 Prozent der Kosten trägt. Den Rest müssen die Schulen aus ihrem eigenen Etat aufbringen. Die Laufzeit des Projekts beträgt zwei Jahre. Langfristig sollen die entwickelten Unterrichts-Module in die offiziellen Richtlinien für die Ausbildung im Bereich Groß- und Außenhandel der jeweiligen Länder aufgenommen werden.
Dazu müssen die derzeit noch sehr unterschiedlichen Verordnungen vor allem harmonisiert werden. Mühsame Detailarbeit, aber der mögliche Lohn spornt nicht nur Wauschkuhn an, die sagt: »Dann könnten auf einen Schlag alle Schulen von unserer Arbeit profitieren.«

Artikel vom 08.11.2005