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Vom Strand eben zum Film

Elke Sommer wird an diesem Samstag 65 Jahre alt

Von Christoph Driessen
New York (dpa). Es muss so ähnlich zugegangen sein wie heute bei einem Animationsabend auf Mallorca. Man schreibt das Jahr 1958, und die Deutschen geben ihr frisch verdientes Geld an der italienischen Riviera aus. Um die Gäste zu unterhalten, wird eine »Miss Viareggio« gewählt. Elke Schletz, eine 18-jährige angehende Fremdsprachenkorrespondentin aus Erlangen, gewinnt den Titel.
Der Heimat verbunden: Elke Sommer.Foto: dpa

Dann geschieht Folgendes: Ein italienischer Regisseur sieht ihr Bild in der Zeitung, engagiert sie für den Film, sie wechselt nach Hollywood. Es ist ein unglaubliches Leben, auf das Elke Sommer an diesem Samstag an ihrem 65. Geburtstag zurückblicken kann.
Dabei war ihre Mutter zunächst gar nicht begeistert. »Sie hörte damals nur das Wort »Film« und meinte, das sei doch nicht gerade das »Gelbe vom Ei«.« Die Tochter selbst sah es zunächst ähnlich: »Ehrlich gesagt, bin ich dafür ja auch nicht auf das Humanistische Gymnasium gegangen und hab' Griechisch und Latein gelernt.« Sie habe »es nie darauf angelegt, Schauspielerin zu sein«, sagte sie noch in diesem Jahr in einem Interview.
Wenn ihr der ganz große Durchbruch versagt bleibt, so dreht sie doch 70 Filme, unter anderem mit Albert Finney, Melina Mercouri, Romy Schneider, Paul Newman, Peter Sellers, Bob Hope und Glenn Ford. Meist ist »Blonde German-born Elke Sommer« (»The New York Times«) dabei auf den Part der vollbusigen Sexbombe festgelegt. Eine typische Rolle ist zum Beispiel ihr Auftritt als zickig-unerschrockenes Westerngirl Annie in der erfolgreichsten der deutschen Karl-May-Verfilmungen, »Unter Geiern« (1964): Am Ende heiratet sie darin den Farmerssohn Martin Baumann alias Götz George.
Privat ist Elke Sommer immer die bildungsbewusste Pfarrerstochter geblieben, die sieben Sprachen spricht und sich unter dem Pseudonym E. Schwartz längst auch einen Namen als Malerin gemacht hat. Dass sie sich immer eine gesunde Distanz zu Hollywood bewahrte, zeigt auch ihre Verwurzelung in der fränkischen Heimat: Einerseits hat sie wie ein richtiger Hollywoodstar ihre Villa in Beverly Hills und liebt schnelle Autos. Aber daneben hat sie auch noch einen Wohnsitz in Erlangen. Als sie 1993 in zweiter Ehe den New Yorker Hotelmanager Wolf Walther heiratete, wählte sie dafür das mittelfränkische Uttenreuth.
Auch ist sie immer wieder an deutschen Provinzbühnen zu Gast: 1999 etwa bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein), im vergangenen Jahr am Erlanger Markgrafentheater und zuletzt noch bis Ende Oktober im Düsseldorfer Theater an der Kö. Es sind meist leichte, humorvolle Rollen.

Artikel vom 05.11.2005